Die Unfähigkeit der Sinnesorgane und des Verstandes, die Wirklichkeit Allahs zu begreifen

Wisse, dass die Sinnesorgane und der Verstand unfähig dazu sind, die Wirklichkeit Allahs zu begreifen. Einige Beweise diesbezüglich lauten wie folgt:

1. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»Es gibt nichts, das Ihm ähnelt.«[1]

Dieser Qur’an-Vers bedeutet, dass nichts existiert, was Allah in irgendeiner Hinsicht ähnelt. D.h. weder von der Existenz her noch von der Wirklichkeit her noch von den Namen, Eigenschaften und Taten her ähnelt Allah in irgendeiner Weise den Geschöpfen, denn die Existenz Allahs ist eine vollkommene Existenz. Vor Ihm gab es keine Zeit des Nichts und Er wird niemals enden.

Allah ist ٱلْأَوَّل Al-Awwal: Er hat keinen Anfang, es gibt nichts vor Ihm; ٱلْآخِر Al-Akhir: Er hat kein Ende, es gibt nichts nach Ihm; ٱلـظَّاهِـر adh-Dhahir: Es gibt nichts über Ihm; ٱلْـبَاطِـن Al-Batin: Es gibt nichts unter Ihm; Er ist zu allem Nahe, Er hat alles umfasst und unterworfen.

Allah ist ٱلْـكَـبِيـر Al-Kabir: Er ist erhaben mit Seinen Namen, Eigenschaften und Taten; ٱلْـمُـتَـعَـال Al-Muta’al: Er ist mit Seinem Wesen, Seinen Eigenschaften und Taten den Geschöpfen überlegen; ٱلْـعَـلِـيّ Al-Aliyy: Er ist darüber erhaben, den Geschöpfen zu ähneln und ist mit Seiner Macht allem überlegen; ٱلْـعَـظِـيـم Al-Adhim: Er ist erhaben und allem überlegen; ٱلْـوَاحِـد Al-Wahid: Er ist einzig in Seinem Wesen, Seinen Eigenschaften, Taten, Rechten und Befugnissen, und ٱلْـقَـهَّـار Al-Qahhar: Er bezwingt alles, was Er erschafft, Er macht, was Er will, und niemand kann sich Ihm widersetzen.

Allah ist ٱلْأَحَد Al-Ahad: Er ist einzig in Seinem Wesen, Seinen Eigenschaften und Taten, Es gibt nichts Seinesgleichen; ٱلـصَّـمَـد As-Samad: Er besitzt vollkommene Eigenschaften, ist von nichts abhängig, die gesamte Schöpfung ist abhängig von Ihm und Er ist der Einzige, Dem die Anbetung gebührt.

Er ist ٱلْـحَـيّ Al-Hayy: Sein Lebendigsein ist vollkommen, es hat weder Anfang noch Ende und ähnelt in keiner Weise dem Leben der Geschöpfe; ٱلْقَـيُّوم Al-Qayyum: Er ist erhaben und benötigt nichts, alles außer Ihm ist abhängig von Ihm, sowohl, um ins Dasein zu kommen, als auch, um weiter zu existieren.

Es gibt nichts, was Ihm in irgendeiner Hinsicht oder in irgendeiner Weise ähnelt, und es gibt nichts, was Ihm in Seinem Wesen, Seinen Eigenschaften und Taten gleicht. Wie könnte der menschliche Verstand die Wirklichkeit unseres erhabenen Herrn, Der die oben genannten Eigenschaften besitzt, begreifen? Dies ist unmöglich, denn der menschliche Verstand begreift nur das, was die begrenzten Sinne des Menschen wahrnehmen. Wie könnte man Ihn begreifen, während selbst die Scharfsinnigsten unfähig sind, Seine Wirklichkeit zu begreifen? Er ist fern davon, dass Vermutungen, Gedanken und Vorstellungen Ihn begreifen könnten, denn die Sinnesorgane können nur das wahrnehmen, was sich in der materiellen Welt befindet, außer diesem können sie von nichts Kenntnis haben. Wie sollten sie die Wirklichkeit Allahs begreifen können, wo sie doch nicht einmal dazu fähig sind, die Wirklichkeit von etwas Erschaffenem wie der Seele zu begreifen?

Allah, der Erhabene, sagt:

»O Mein Gesandter! Die Leugner fragen dich über die Wirklichkeit der Seele. Sag ihnen: Nur mein Herr weiß um die Wirklichkeit der Seele. Tatsache ist, dass euch (und den anderen Geschöpfen) sehr wenig vom Wissen gegeben wurde.«[2]

2. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»Die erhabensten und vollkommensten Eigenschaften gehören gewiss Allah.«[3]

D.h. nur Allah wird so beschrieben, wie Er beschrieben wird. Die Beschreibung Allahs ähnelt nicht der Beschreibung anderer. Auch existiert nur Allah so, wie Er existiert und Seine Existenz ähnelt keinesfalls der Existenz der Geschöpfe.

3. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»O ihr Menschen! Ihr sollt Allah mit nichts von Seinen Geschöpfen verähnlichen.«[4]

D.h. setzt Allah mit nichts gleich, verähnlicht Ihn nicht mit Seinen Geschöpfen, denn es gibt nichts, das Ihm in Seiner Existenz und Seinem Wesen oder in Seinen Eigenschaften und Taten ähnelt oder gleicht.

4. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»Kennst du irgendetwas, das Ihm gleicht oder ähnelt?«[5]

D.h. es existiert nichts Seinesgleichen. Seine Existenz ähnelt nicht der Existenz der Geschöpfe, Sein Wesen ähnelt nicht dem Wesen der Geschöpfe, Seine Eigenschaften ähneln nicht den Eigenschaften der Geschöpfe.

5. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»Es gibt nichts Seinesgleichen.«[6]

D.h. es gibt nichts, das Allah in irgendeiner Weise ähnelt oder gleicht, weder in Seinem Wesen noch in Seinen Eigenschaften noch in Seinen Taten.

6. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»Allah ist fern von ihren (erfundenen und falschen) Beschreibungen und erhaben darüber.«[7]

Dieser Qur’an-Vers weist von Allah alles ab, was dem menschlichem Verstand in den Sinn kommen könnte, denn es gibt nichts, das Ihm in irgendeiner Hinsicht oder auf irgendeine Weise ähnelt oder gleicht.

7. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»Die Augen können Ihn keinesfalls begreifen (Seine Wirklichkeit wissen), doch Er kennt die Augen (und alles, was die Augen sehen)[8]

Gäbe es etwas, das Allah ähnelt, könnten die Augen Ihn begreifen. Da die Augen Ihn jedoch nicht begreifen können, bedeutet dies, dass es nichts gibt, was Allah ähnelt.

8. Beweis:

Allah, der Erhabene, sagt:

»Sie können Allah (die Wirklichkeit Seines Wesens und Seiner Eigenschaften) nicht mit ihrem Wissen begreifen.«[9]

Gäbe es etwas, das Allah ähnelt, könnte menschliches Wissen Ihn begreifen. Doch der über jegliche mangelhaften Eigenschaften erhabene Allah ist auch fern von jeglichen Beschreibungen, die dem Menschen in den Sinn kommen, denn es gibt nichts Seinesgleichen. Daher können wir die Wirklichkeit Allahs und Seiner Eigenschaften nicht mit unserem Wissen begreifen. Demzufolge ist es auch nicht möglich, die Wirklichkeit des erhabenen Allahs mit den Sinnesorganen zu wissen.

Ebenso ist der Verstand dazu unfähig, die Wirklichkeit Allahs, des Erhabenen, zu kennen. Die Gründe dafür können wir wie folgt aufzählen:

1) Alles, was der Verstand kennt, weiß er nur mit dessen Grenzen. Der erhabene Allah hingegen ist fern davon, Grenzen zu haben, denn Er ist es, Der Grenzen setzt und Maße bestimmt. Daher ist es für den Verstand unmöglich, Seine Wirklichkeit zu kennen.

2) Der Verstand weiß etwas, indem er es mit anderen Dingen vergleicht, die ihm bekannt sind. Allah hingegen kann mit nichts verglichen werden, denn nichts ist Ihm gleich oder ähnlich. So wie es Allah im folgenden Vers sagt:

»Es gibt nichts, das Ihm ähnelt.« [10]

Aus diesem Grund ist es für den Verstand unmöglich, die Wirklichkeit Allahs zu wissen.

3) Die Möglichkeiten des Verstandes sind begrenzt. Allah jedoch ist über jegliche Grenzen erhaben. Weder Seine Vollkommenheit noch Sein Wesen noch irgendeine Seiner Eigenschaften haben ein Ende. Hat etwas ein Ende, beweist dies, dass es ein Geschöpf ist. Der erhabene Allah hat es Sich unterworfen, indem Er ihm ein Ende bestimmte. Allah, Der ٱلْـوَاحِـد Al-Wahid, ٱلْـقَـهَّـار Al-Qahhar, ٱلْـكَـبِيـر Al-Kabir und ٱلْـمُـتَـعَـال Al-Muta‘al ist, hat weder eine Grenze noch ein Ende. Erhaben ist Er über Grenzen und Enden.

Aus diesem Grund ist der erschaffene und begrenzte Verstand dazu unfähig, die Wirklichkeit Allahs zu kennen. Demnach können keine Gedanken Ihn umfassen und kein Verstand Ihm ein Maß setzen; Es ist nicht möglich, Ihn sich vorzustellen, denn alles, dem der Verstand ein Maß setzt, ist begrenzt. Allah hingegen ist fern davon, dass der Verstand die Wirklichkeit Seiner Eigenschaften umfassen könnte. Aus diesem Grund untersagte die Ahlu Sunna wa’l-Dschama’a einstimmig, über die Wirklichkeit des erhabenen Allahs nachzudenken.

Der malikitische Gelehrte Ibn Abi Zayd Al-Qayrawani sagte:

»Kein Schilderer kann die Wirklichkeit Allahs beschreiben, kein Denker die Wirklichkeit Allahs erfassen. Die Denker betrachten die Schöpfung Allahs, ziehen daraus Lehren und schlussfolgern, dass Er existiert und vollkommene Eigenschaften besitzt. Sie denken keinesfalls über die Wirklichkeit Allahs nach (weil ihnen bewusst ist, dass sie diese nicht begreifen können).« [11]

Abu Dscha‘far at-Tahawi sagte:

»Das Vorstellungsvermögen kann Ihn nicht erfassen, das Verständnis kann Seine Wirklichkeit nicht begreifen, Er ähnelt nicht den Geschöpfen.«[12]

Welche Vorstellungen auch immer einem über das Wesen Allahs in den Sinn kommen, es ist nicht Allah. Gesetze, die sich auf Energie, Materie und Körper beziehen, gelten nicht für Ihn, denn für jede Materie und jeden Körper gelten unumgängliche Merkmale wie Grenzen, Maße, Raum, Zeit, Volumen, Gewicht, Farbe, Form, Gestalt, Veränderlichkeit, Entstehung, Erscheinen, Verschwinden und ähnliche Merkmale, von denen sie sich nicht vollständig loslösen können.

Es ist der erhabene Allah, Der Materie und Körper erschuf, ihnen diese Merkmale gab und es ihnen unmöglich machte, sich von diesen zu lösen. Er, Der über Seine Geschöpfe herrscht, wie Er will. Daher kann Er mit keiner Grenze beschränkt und mit keinem Maß gemessen werden. Kein Raum kann Ihn umfassen, keine Zeit über Ihn vergehen. Er hört für keinen Moment auf zu existieren, erfährt keine Veränderung und entsteht nicht im Nachhinein. Auch unterliegt Er nicht den Gesetzen von Ruhe und Bewegung. Begriffe wie Farbe, Form und Gestalt treffen auf Ihn nicht zu, denn es gibt nichts Seinesgleichen. Welcher Gedanke einem auch über das Wesen des erhabenen Allahs in den Sinn kommen mag, es ist nicht Allah.

Allah, der Erhabene, sagt:

»O Mein Gesandter! Die Leugner fragen dich über die Wirklichkeit der Seele. Sag ihnen: ›Nur mein Herr weiß um die Wirklichkeit der Seele. Tatsächlich wurde euch (und den anderen Geschöpfen) sehr wenig Wissen gegeben.‹«[13]

Wie es in diesem Qur’an-Vers mitgeteilt wird, kann der Mensch nicht einmal die Wirklichkeit seiner Seele begreifen. Wenn dem so ist, wie könnte er die Wirklichkeit des erhabenen Allahs verstehen?!

Allah, der Erhabene, sagt:

»Er weiß das Verborgene und das Offenkundige bis ins kleinste Detail. Er ist ٱلْـكَـبِيـرُ ٱلْـمُـتَـعَـال Al-Kabiru‘l-Muta’al.«[14]

ٱلْـكَـبِيـرُ ٱلْـمُـتَـعَـال Al-Kabiru’l-Muta’al bedeutet, dass Allah über jegliche Vorstellung und jeglichen Gedanken erhaben ist. Keine Vorstellung, kein Verständnis kann Seine Wirklichkeit erfassen.

Der Gesandte Allahs e sagte:

»O Allah! Du bist ٱلْأَوَّل Al-Awwal, es gibt nichts vor Dir. Du bist ٱلْآخِر Al-Akhir, es gibt nichts nach Dir. Du bist ٱلـظَّاهِـر Adh-Dhahir, es gibt nichts über Dir. Du bist ٱلْـبَاطِـن Al-Batin, es gibt nichts unter Dir.«[15]

Wenn es nichts gibt, das vor oder nach Allah ist, das über oder unter Ihm ist, kann es auch nichts geben, was Ihm gleicht oder ähnelt. Aus diesem Grund ist alles, was einem über das Wesen Allahs in den Sinn kommt, falsch und bedeutungslos, denn es wurde im Verstand und Sinn erschaffen. Allah jedoch ist der Erschaffer aller Dinge und keinesfalls selbst erschaffen. Er ist erhaben über jegliche Mängel und über jegliche Ähnlichkeit mit dem Erschaffenen.


[1] Asch-Schura 11

[2] Al-Isra 85

[3] An-Nahl 60

[4] An-Nahl 74

[5] Maryam 65

[6] Al-Ikhlas 4

[7] Al-An’am 100

[8] Al-An’am 103

[9] Ta Ha 110

[10] Asch-Schura 11

[11] Ar-Risalah

[12] Aqidatu’t Tahawiyyah

[13] Al-Isra 85

[14] Ar-Ra’d 9

[15] Muslim