Der Mu’min ist wie eine Biene

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Der Mu’min gleicht einer Biene.«[1]

Es existieren zwischen einer Biene und einem Mu’min unzählige Ähnlichkeiten. Wir wollen nur einige wenige aufzählen: 

1) Die Biene ernährt sich nur von reinen Erzeugnissen. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Der Mu’min ist wie eine Biene. Sie verzehrt nichts außer dem, was rein ist.«[2]

Auch der Mu’min ernährt sich nur von Reinem, denn er verzehrt nur das, was erlaubt ist und verzichtet auf den Verzehr von dem, was verboten ist. Auch sorgt er dafür, dass er seinen Lohn nur auf erlaubtem Wege verdient. Niemals würde er sich und seine Familie von etwas ernähren, was auf unerlaubte Weise verdient wurde. Folglich wird der Mu’min niemals die Grenzen Allahs überschreiten und Ihm den Gehorsam verweigern. Gleich der Biene. 

Eine Biene ernährt sich nur von dem, was Allah (swt)ihr erlaubt hat und meidet den Verzehr von Dingen, die Allah (swt) verboten hat. So wie sich die Biene den Befehlen Allahs (swt) nicht widersetzt, so widersetzt sich auch der Mu’min nicht den Befehlen Allahs (swt).

2) Die Biene erzeugt nur reines. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Der Mu’min gleicht der Biene. […] Wenn sie etwas gibt, gibt sie nur reines.«[3]

Das, was die Bienen den Menschen geben, ist rein und nützlich, wie z.B. Honig. 

Allah (swt) sagt: 

»Aus ihrem Leib (der Biene) kommt ein Trank (der Honig) in verschiedenen Farben und in diesem Trank gibt es Heilung für die Menschen. Gewiss, darin (in der Biene und ihrem Honig) gibt es für ein Volk, das seinen Verstand benutzt, nachdenkt und Lehren zieht, viele Beweise (für die Einzigkeit Allahs, Seine vollkommene Macht, Seine Weisheit und die Pflicht, dass man nur Ihm dienen muss)[4]

Der Mu’min bringt auch reines hervor. Er ist für jeden von Nutzen, der die Befehle Allahs in seinem Leben ausführt oder ausführen möchte. Den Iman, den er in sich trägt, legt er den Menschen dar, um ihre Zweifel zu beseitigen und sie von ihren Krankheiten, dem Schirk, dem Kufr und der Sünde zu befreien. Auf diese Weise versucht er, die Menschen von der Dunkelheit des Schirk und der Sünde in das Licht des Iman zu führen. Er erklärt den Menschen die Offenbarung, sei es in der Theorie oder in der Praxis, sodass er zu einer Heilung für sie wird. 

3) Wenn eine Biene sich auf einen Zweig setzt, schadet sie dem Zweig damit nicht. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Der Mu’min ist wie eine Biene. […] Setzt sie sich auf einen dünnen Zweig, schadet sie diesem nicht.« [5]

Auch der Mu’min ist dem gleich. Er hütet sich davor, den Menschen zu schaden und versucht stets Dinge zu verrichten, die den Menschen von Nutzen sind. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Soll ich euch den Besten und den Schlechtesten unter euch nennen. Der Beste unter euch ist der, von dem die Menschen nur Gutes und nichts Schlechtes erwarten. Der Schlechteste unter euch ist der, von dem die Menschen nichts Gutes erwarten und vor dessen Bosheit sie nicht sicher sind.«[6]

4) Die Biene verrichtet vollkommene Arbeit. Ihre Behausung errichtet sie sicher und perfekt, so dass selbst Ingenieure und Architekten sich diese zum Vorbild nehmen. 

Dem gleicht auch der Mu’min. Seine Arbeit erledigt er tadellos und einwandfrei und gibt sich hierin größte Mühe, so dass er zu einem Vorbild für andere wird. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Wenn ein Mu’min eine Arbeit verrichten will, so verlangt Allah von ihm, dies auf die beste Art zu tun.«[7]

»Verlangt Allah von den Menschen die Verrichtung einer Arbeit, so verlangt Er von ihnen, dies auf die vollkommenste Art zu tun.« [8]

5) Die Biene errichtet ihre Behausung nur dort, wo Allah (swt) es ihr befiehlt. 

Allah (swt) sagt: 

»O Mein Gesandter! Dein Herr hat auch der Biene folgendes eingegeben: ›Baue dir Nester in den Bergen, den Bäumen und den errichteten Dächern.‹«[9]

Auch der Mu’min folgt hinsichtlich der Umgebung, in der er sein Leben führt, stets den Befehlen Allahs (swt) und widersetzt sich diesen nicht. Er sorgt dafür, dass seine Familie in einer entsprechenden Umgebung lebt, wo sie vor Sünden, Bid’a und Kufr geschützt ist. 

6) Die Biene baut ihre Behausung, bevor sie auf Nahrungssuche geht. 

Allah (swt) sagt: 

»Baue dir Nester […] dann iss von allen Früchten, die dir gefallen.«[10]

Die Bienen gehen bewusst auf diese Weise vor, mit dem Wissen, welches Allah (swt) sie gelehrt hat. 

Auch der Mu’min verrichtet seine Taten bewusst, so wie Allah (swt) es ihn gelehrt hat. Er überprüft genauestens, ob jeder einzelne seiner Schritte, den Befehlen Allahs (swt) und Seines Gesandten (saws) entspricht. 

7) Unter ungünstigen Bedingungen wie Dunkelheit, Witterung, Wind, Dunst oder Feuer stellt die Biene ihre Arbeit ein. 

Auch der Mu’min muss manchmal seine Arbeit niederlegen. Unachtsamkeit, Zweifel, Zwietracht, Verbote und Gelüste können die Seele des Mu’min beeinflussen und ihn an der Gehorsamkeit gegenüber Allah (swt) hindern. So wie die Biene ungünstige Umstände meidet, so muss auch der Mu’min mit Bedacht handeln und bei einer unvorteilhaften Sachlage seine Arbeit niederlegen. 

8) Die Biene ist ein sehr sauberes Lebewesen. Ununterbrochen reinigen die Arbeiterbienen ihre Behausung. Dabei benutzen sie eine sehr hygienische Masse, die sie ausscheiden, um Risse an den Wänden abzudichten und ihre Behausung zu stabilisieren. Sollte eine Maus versuchen, sich Zugang zu ihrer Behausung zu verschaffen, um den Honig zu stehlen, wird sie sofort von allen Arbeiterbienen angegriffen. Sie stechen die Maus mit ihren giftigen Stacheln, bis sie stirbt. Damit sich der üble Geruch der toten Maus nicht in ihrer Behausung ausbreitet, überziehen sie den Kadaver luftdicht mit einer Masse. 

Auch der Mu’min reinigt sein Haus von jeglichem Schmutz und hält es stets rein. Beim Eintritt in sein Haus entgegnet einem die Brise der Sauberkeit. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Haltet eure Häuser und Höfe sauber, denn die Juden reinigen nicht ihre Höfe.«[11]

9) Die Bienen agieren sehr bewusst. Sie treffen Vorkehrungen für ihre Sicherheit und sind stets für schwere Zeiten vorbereitet. So horten sie für die Entwicklung ihrer Nachkommen die nötige Nahrung und speichern Wasser, um damit sowohl den Honig für ihre Nachkommen zu verdünnen, als auch ihre Behausung an heißen Tagen zu kühlen. Zusätzlich horten sie eine klebrige Substanz, die sie selbst ausstoßen, um damit kleine Öffnungen und Spalten in ihren Behausungen abzudichten und die Bienenwaben herzustellen. 

Auch der Mu’min ist dem gleich. Er ist stets aufgeweckt und auf Dinge vorbereitet, die ihm möglicherweise in der Zukunft widerfahren könnten. 

10) Der Aufwand, den die Biene für das Aufsammeln des Blütennektars betreibt, ist überaus erstaunlich. 

Auch der Mu’min ist dem gleich. Um die frohe Botschaft am Jüngsten Tag zu bekommen, ist er niemals nachlässig und arbeitet stets. 

11) Die Anstrengungen der Bienen sind gering, doch der resultierende Nutzen ist sehr groß. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Der Beste unter euch ist derjenige, der den Menschen am meisten Nutzen bringt.«[12]

12) Die Gemeinschaft der Bienen ist sehr bemerkenswert. Es ist eine Gemeinschaft, die füreinander arbeitet und sich niemals uneinig ist. Die Bienen arbeiten Tag und Nacht, ohne sich zu beklagen. Jede einzelne Biene erledigt ihre Aufgabe tadellos und sie nehmen sich nur das Nötigste. Keine von ihnen arbeitet für ihren eigenen Vorteil, sondern nur für das Gemeinwohl der Gruppe. Sie fügen sich gegenseitig niemals Schaden zu und stellen das Wohl der Gemeinschaft über das des Einzelnen. Sie sind eine einander freundlich gesinnte und ihrem Anführer verbundene Armee. 

Auch die Gemeinschaft der Mu’minun ist dem gleich. Sie stellen das Wohl der Gemeinschaft über das des Einzelnen. Sie sind wie ein Körper; erkrankt eines der Körperglieder, beeinflusst dies den Zustand des gesamten Körpers. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Du wirst die Mu’minun in der Barmherzigkeit, der Liebe, der Güte und der guten Behandlung zueinander wie einen Körper vorfinden. Erkrankt ein Glied des Körpers, teilen die anderen Glieder das Leid des kranken Glieds mit Schlaflosigkeit und Fieber.«[13]

Die Mu’minun unterstützen sich in guten Dingen und helfen einander bei der Abwendung des Schlechten. Sie streben gemeinsam nach der Wahrheit und würden sich niemals auf einen Irrtum einigen. Auch gegenüber ihren Feinden sind sie wie eine einzige Faust. 

13) Der Bienenstock ist wie eine Festung. Für seinen Schutz wird er von Wärterbienen bewacht, die niemals fremden Tieren den Eintritt gewähren. Reduziert sich der Blütennektar, schützen sie ihren Honigvorrat umso mehr. Zudem kontrollieren sie die ankommenden und fortfliegenden Bienen. 

Auch der Mu’min, der die Grenzen eines islamischen Landes bewacht, ist dem gleich. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Ein Tag Wache auf dem Weg Allahs, ist besser als die Welt und alles, was in ihr ist.«[14]

14) Die Bienen haben eine Königin, die »Ya’sub« genannt wird. Sie sichert die Ordnung im Bienenstock und sorgt dafür, dass keine Unruhe entsteht. Die Bienen weichen niemals von der Gehorsamkeit zu ihrer Königin ab und schützen sie vor jeglichen Angriffen. 

Auch der Mu’min hat einen Anführer. Solange dieser ihm nicht etwas Verbotenes befiehlt, weicht er für keinen Moment von der Gehorsamkeit zu ihm ab. 

Allah (swt) sagt: 

»O ihr, die ihr den Iman (an Allah, den Gesandten und den Qur‘an) angenommen habt! Gehorcht Allah und gehorcht auch Seinem Gesandten (befolgt Seine Befehle und haltet Seine Verbote ein). Gehorcht auch euren Anführern und Gelehrten (solange sie euch nicht die Sünde befehlen)[15]

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Ich empfehle euch zuerst Taqwa. Hört auf euren Anführer und gehorcht ihm, sei er auch ein Sklave.« [16]

Der Mu‘min ist seinem Anführer und seiner Gemeinschaft verbunden. Er widersetzt sich weder seinem Anführer noch verlässt er die islamische Gemeinschaft. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Wer von der Gehorsamkeit zu seinem Anführer ablässt, die Gemeinschaft verlässt und in diesem Zustand stirbt, der stirbt auf dem Tod der Dschahiliyyah.«[17]

15) In einem Bienenstock können niemals zwei Königinnen existieren. Tritt eine zweite Anführerin in Erscheinung, wird sie umgehend von den treuen Bienen überwältigt und getötet. 

Auch die Mu’minun zeigen dieses Verhalten. Wurde einem Anführer die Treue geschworen und ein zweiter widersetzt sich ihm und versucht, dieses Amt zu übernehmen, so wird er getötet. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Wird zwei Anführern die Treue geschworen, so tötet den Letzteren.«[18]

16) Die Bienen arbeiten ununterbrochen, sowohl am Tag als auch in der Nacht. 

Auch der Mu’min ist dem gleich. Am Tag fastet er und nachts verrichtet er das Nachtgebet. Er fürchtet sich vor der Strafe Allahs (swt) und hofft auf Seine Gnade. Er bemüht sich zu jeder Zeit darum, die Belohnung Allahs (swt) zu verdienen. 

17) Die Biene besitzt eine Stimme. Aus den Bienenstöcken ist fortwährend ein Summen zu hören. 

Auch aus den Häusern der Mu’minun ist ein Summen zu hören, wenn sie nachts den Qur’an lesen. 

Ibn Hibban beschrieb das Haus von Rabi Ibn Sabih folgendermaßen: 

»Da er viel Qur’an rezitierte und das Nachtgebet verrichtete, waren aus seinem Haus ständig Geräusche zu hören wie aus einem Bienenstock.« [19]

Gewiss enthält der Vergleich zwischen einer Biene und einem Mu’min noch viele weitere Weisheiten. 


[1]     Ibn Hibban / Tabarani mit Sahih Sanad

[2]     Ibn Hibban / Tabarani mit Sahih Sanad

[3]     Bayhaqi, Schu’abu’l Iman / Suyuti, Dschamiu’s Saghir mit Sahih Sanad /  Ibn Hadschar sagte: »Die Überlieferer sind jene von Sahih Muslim, bis auf Abu Sabrata, den die Gelehrten als vertrauenswürdig bezeichneten.«

[4]     An-Nahl-69

[5]     Bayhaqi, Schu’abu’l Iman / Suyuti, Dschamiu’s Saghir mit Sahih Sanad

[6]     Ahmad Ibn Hanbal mit Sahih Sanad

[7]     Bayhaqi, Schu‘abu‘l Iman, Sanad ist Hasan

[8]     Tabarani, al-Awsat / Bayhaqi Ibn Adiy al-Kamil, Hadith ist Dayif

[9]     An-Nahl: 68

[10]    An-Nahl: 68-69

[11]    Tabarani, al-Awsat / Sanad ist Hasan

[12]    Musnad Schiab al-Kadai, Nr. 1234 / Sanad ist Hasan

[13]    Buchari

[14]    Buchari

[15]    An-Nisa: 59

[16]    Abu Dawud / Tirmizi, Hadith ist Hasan-Sahih

[17]    Muslim

[18]    Muslim

[19]    Ibn Hibban, Al-Madschruhin, Band: 1, S. 292