Der Mu’min ist stets in einem Zustand zwischen Furcht und Hoffnung

Allah (swt) sagt:

»Gewiss, nur diejenigen können die Gnade Allahs (Seine Belohnung) erhoffen, die den Iman (an Allah und Seinen Gesandten) annehmen, (ihre Heimat und alles, was sie besitzen, hinter sich lassen und) auswandern (um gemäß dem Tauhid und der islamischen Scharia leben zu können) und auf dem Weg Allahs (mit ihrem Leben und ihrem Besitz) den Dschihad ausführen (um in allen Bereichen des Lebens die islamische Scharia zur Herrschaft zu bringen)[1]

»Gewiss, diejenigen, die in Furcht vor ihrem Herrn sind, obwohl sie an Ihn glauben und das ausführen, was Er von ihnen verlangt. Und jene, die in wahrer Bedeutung an die Qur‘an-Verse ihres Herrn glauben (die Er Seinem Gesandten herabsandte)[2]

Der Mu’min fürchtet sich stets vor Allah (swt) und verliert niemals die Hoffnung auf Ihn. Furcht und Hoffnung sind wie die Flügel eines Vogels. Fehlt einer dieser Flügel, ist es für den Vogel nicht mehr möglich, zu fliegen. Wer in seinem Herzen keine Furcht vor Allah (swt) besitzt, wird die Verbote Allahs (swt) missachten. Nur wer Allah (swt) auf angemessene Weise fürchtet, wird auch Seine Verbote einhalten. 

Furcht und Hoffnung sollten stets im Herzen des Mu’min vorhanden sein. Vor allem in Zeiten der Gesundheit, des Wohlstands, der Sorglosigkeit und der Armut sollte seine Furcht dominieren. Doch im Moment des Todes sollte seine Hoffnung überwiegen. 

Befindet sich im Herzen nur Furcht, beginnt man, seine Taten zu Allah (swt) nur aus Furcht zu verrichten und dies würde die Liebe zu Ihm aufheben. Ist aber neben der Furcht auch die Hoffnung vorhanden, werden die Taten in Liebe verrichtet und die Liebe zu Allah (swt) wird sich mehren. 

Die ständige Angst, d.h. die Angst ohne Hoffnung, drängt den Menschen in die Hoffnungslosigkeit und führt zu einer Zunahme an Sünden. Im Gegensatz dazu führt ständige Hoffnung, ohne die angemessene Empfindung von Furcht, dazu, dass die Menschen sich aufgrund ihrer Taten in Sicherheit wähnen und dann allmählich damit beginnen, Sünden zu begehen. Diese zwei Zustände, d.h. die ständige Furcht, ohne die Hoffnung und die ständige Hoffnung, ohne die Furcht, gehören nicht zu den Eigenschaften eines Mu’min, sondern zu denen eines Kafir. Denn der Mu’min hat zwar stets Furcht vor Allah (swt), trägt dabei aber auch ständige Hoffnung in seinem Herzen. 

Es gibt zwei Gründe, warum Menschen die Hoffnung auf die Gnade Allahs (swt) verlieren: 

1) Ein Mensch, der seinen Gelüsten folgend viel sündigt und darauf beharrt, stuft nach einer gewissen Zeit seine persönliche Lage als nicht mehr verzeihungswürdig ein. So verliert er immer mehr die Hoffnung auf die Gnade Allahs, was ihn dazu bringt, noch mehr Sünden zu begehen und wiederum seine Hoffnungslosigkeit verstärkt. Mit der Zeit setzt sich diese Verzweiflung immer stärker in seinem Kopf fest und je länger dieser Zustand andauert, desto schwieriger ist es, solche Menschen auf den rechten Weg zurück zu führen. 

2) Ein Mensch, der nicht weiß oder vergessen hat, wie verzeihend und gnädig Allah ist, verfällt aufgrund seiner Sünden in einen Zustand der übertriebenen Angst. Dies führt dazu, dass er die Hoffnung auf Allahs Gnade verliert. So denkt er: »Meine Sünden sind so schlimm; auch wenn ich sie bereue, würde Allah mir nie verzeihen.« Der Grund für diese Hoffnungslosigkeit ist allein seine Unwissenheit über Allah (swt). Ansonsten wäre er niemals in diese scheinbare Ausweglosigkeit gefallen. Denn er wüsste genau, dass jede gute Tat bei Allah (swt)verwahrt und von Ihm belohnt wird, so klein sie auch sein mag. 

Es gibt zwei Gründe, warum Menschen sich vor der Strafe Allahs in Sicherheit wähnen 

1) Ein Mensch, der es unterlässt, sich Wissen über den Islam, seine Pflichten und die Rechte Allahs anzueignen und zudem alle religiösen Angelegenheiten geringschätzt, wird auch die Gebote und Verbote Allahs missachten. Dies führt dazu, dass er Allah (swt) immer weniger fürchtet, sodass am Ende sein Iman gänzlich verschwindet. 

Ismail Ibn Rafii (ra) sagte: 

»Dass ein Mensch sich sicher vor der Strafe Allahs wähnt, ist dann gegeben, wenn er trotz seiner anhaltenden Sünden mit der Vergebung Allahs rechnet.« 

2) Ein Mensch, der zwar sehr viel betet, aber im Grunde unwissend ist, ist sehr anfällig für die Einflüsterungen des Satans. Satan verleitet ihn dazu, seine Taten zu überschätzen, sodass er schließlich denkt: »Um Allah näher zu kommen, bete ich mehr als alle anderen. Das verschafft mir vor Allah eine gehobene Stellung. Allah wird mich sicherlich nicht bestrafen.« Dies führt so weit, dass seine Furcht vor Allah (swt) immer mehr abschwächt, sodass er sich letzten Endes vor Seiner Strafe in Sicherheit wähnt und in einen tiefen Irrgang verfällt. 


[1]     Al-Baqarah: 218

[2]     Al-Mu’minun: 57-58