Ibn Umar (ra) sagte:
»Eines Tages fragte der Gesandte Allahs (saws):
›Nennt mir einen Baum, der dem Mu’min gleicht!‹
Daraufhin zählten die Sahabah alle Bäume auf, die in der Wüste zu finden waren.
Der Gesandte Allahs (saws) sagte:
›Nein.‹
Ich dachte an die Dattelpalme, traute mich jedoch nicht, dies auszusprechen, da ältere Sahabah anwesend waren und ich mich ihnen gegenüber nicht respektlos verhalten wollte. Nachdem die Sahabah keine weitere Baumart aufzählten und schwiegen, sagte der Gesandte Allahs (saws) zu ihnen:
›Es ist die Dattelpalme.‹«[1]
In einem anderen Hadith heißt es:
»Der Mu’min gleicht der Dattelpalme. Alles, was von ihr kommt, ist nützlich.«[2]
Betrachtet man die Dattelpalme etwas genauer, wird man einige bemerkenswerte Eigenschaften feststellen können:
1) Die Form der Dattelpalme ähnelt der Form des Menschen. Sie hat einen schönen Rumpf und kann männlicher oder weiblicher Gattung sein. Die weibliche Dattelpalme kann ohne den Samen der männlichen Dattelpalme keine Früchte tragen.
Wird die Baumkrone abgeschlagen oder wird die Dattelpalme einem starken Stoß versetzt, stirbt sie. So wie beim Menschen keine Gliedmaßen nachwachsen, bilden sich auch bei der Dattelpalme keine neuen Blätter, wenn sie rausgerissen werden. Des Weiteren ist die Dattelpalme, ähnlich wie der menschliche Körper, mit feinen Härchen bedeckt.
2) Die Dattelpalme besitzt einen Rumpf und Erzeugnisse sowie Adern, die Wasser transportieren. Damit gleicht sie dem Baum des Iman. Seine Adern sind das Wissen und die Gewissheit, sein Rumpf ist die Aufrichtigkeit, seine Äste sind die Taten und seine Erzeugnisse sind ein edler Akhlaq.
Sollte sich der Baum des Iman in die Herzen eingepflanzt und sich dort verankert haben, hat dies erhebliche Auswirkungen auf den Mu’min. Diese erkennt man dann an seinen Taten, seinen Eigenschaften und seinem Akhlaq. Je tiefer dieser Baum im Herzen eines Mu’min verwurzelt ist, desto besser und edler werden seine Taten und sein Akhlaq.
Wenn der aufrichtige Mu’min sich sein Wissen aus den Offenbarungen Allahs (swt) nimmt und sowohl sein Glaube als auch seine Taten mit dem übereinstimmen, was der Gesandte Allahs (saws) gebracht hat, dann sind die Wurzeln des Iman tief und fest in seinem Herzen verankert. So wie die Wurzeln tief liegen, so muss auch das Verständnis eines Mu’min tiefgründig sein.
3) Wird die Dattelpalme für eine längere Zeit nicht bewässert, trocknet sie aus und stirbt. Auch der Mu’min ist angewiesen auf Wasser. Sein Wasser ist der stetige Dhikr. Ein Herz, das nicht ständig Allahs (swt) gedenkt, wird nach einer gewissen Zeit eingehen und sterben. Denn es ist der Dhikr, der es stark und lebendig hält. Dhikr bedeutet, sich stets an Allah (swt) zu erinnern, die Taten entsprechend Seinen Befehlen zu verrichten und bei jeder Handlung den Lohn Allahs (swt) zu erstreben. Dies ist das Wasser, welches das Herz des Mu’min bewässert und vor dem Austrocknen und dem Aussterben schützt.
Der Gesandte Allahs (saws) sagte:
»Der Iman im Herzen nutzt sich ab, so wie sich ein Kleidungsstück abnutzt. Deshalb erneuert euren Iman.«[3]
4) Die Dattelpalme ist umgeben von Unkraut, welches sie sterben lässt, wenn es sich vermehrt. Auch in der Umgebung eines Mu’min befindet sich Unkraut. Es sind die Bräuche, Gedanken, Meinungen, Gesetze usw., die alle dem Islam widersprechen und eine erhebliche Gefahr mit sich bringen. Um zu verhindern, dass der Iman dadurch Schaden nimmt oder zerstört wird, muss der Mu’min sich von allem fernhalten, was dem Iman widerspricht.
5) Die Dattelpalme ist fest in der Erde verwurzelt. Auch der Mu’min ist dem gleich. Sein Iman ist tief und fest in seinem Herzen verankert und widerstandsfähig gegen jegliche Art von Fitnah.
6) Die Früchte der Dattelpalme sind überaus wohlschmeckend, nützlich und heilend. Auch der Mu’min zeigt diese Merkmale. Seine Worte sind schön und bringen großen Nutzen für andere.
7) Wird die Dattelpalme älter, trägt sie mehr Früchte, die reifer und noch erlesener sind. Auch der Mu’min trägt diese Eigenschaft. Je älter er wird, desto besser wird er und desto schöner werden seine Taten.
Der Gesandte Allahs (saws) sagte:
»Der Beste unter den Menschen ist derjenige, dessen Lebenszeit sich verlängert und dessen Taten sich verschönern.«[4]
8) Die Dattelpalme ist bei Stürmen die widerstandsfähigste Baumart. Auch der Mu’min erfüllt diese Eigenschaft. Er ist standhaft gegen die Stürme der Fitnah, bleibt stets aufrecht und lässt unter keinen Umständen zu, dass der Iman aus seinem Herzen entwurzelt wird.
9) Die Dattelpalme ist stark und beständig gegen Dürre. Auch der Mu’min weist diese Stärke auf. Prüfungen und Leid begegnet er immer mit Geduld.
10) Die Dattelpalme besitzt ein sehr wohlschmeckendes Herz.
Ibn Umar (ra) sagte:
»Als wir einst mit dem Gesandten Allahs (saws) waren, brachte jemand das Herz einer Dattelpalme[5]mit.«
In Bukhari lautet dieser Hadith folgendermaßen:
»Als ich bei dem Gesandten Allahs (saws) verweilte, aß er das Herz (das weiche innere) der Dattelpalme.«
Auch das Herz eines Mu’min ist dem gleich. Es ist das reinste Herz unter den Herzen der Menschen und ist gegenüber jedem, der dem Islam nicht feindlich gesinnt ist, barmherzig und gütig.
11) Trägt die Dattelpalme keine Früchte, bringen selbst ihre Palmblätter und Äste noch Nutzen für die Menschen. Aus ihrem Stamm fertigen die Menschen Behausungen an und nutzen ihre Blätter auf verschiedene Weisen. Auch der Mu’min bringt einen solchen Nutzen. Alles, was von ihm kommt, ist nützlich und es geht niemals Leid oder Schaden von ihm aus.
Der Gesandte Allahs (saws) sagte:
»Der Beste unter euch ist derjenige, von dem man Gutes erwartet und vor dessen Bosheit man sicher ist. Der Schlechteste unter euch ist derjenige, von dem man nichts Gutes erwartet und vor dessen Bosheit man nicht sicher ist.«[6]
12) Die Dattelpalme besitzt Stacheln, mit denen sie sich vor ihren Feinden schützt. Auch der Mu’min ist dem gleich. Gegenüber den Feinden Allahs (swt) ist er streng und vorsichtig, wohingegen er den Mu’minun gegenüber nützlich und weichherzig ist.
Allah (swt) sagt:
»Wisset, Muhammad ist der Gesandte Allahs. Jene, die (in wahrer Bedeutung an ihn glauben und) an seiner Seite sind, sind den Ungläubigen gegenüber hart, streng und erbittert, zueinander jedoch sind sie sehr barmherzig (sanftmütig und liebevoll).«[7]
Der Vergleich zwischen einem Mu‘min und einer Dattelpalme hat gewiss noch viele weitere Weisheiten. Je mehr Wissen wir uns über diese Baumart aneignen, desto mehr werden wir feststellen und verstehen, wie groß ihre Ähnlichkeit zum Mu’min ist.
[1] Buchari / Muslim
[2] Bazzar mit Sahih Sanad, Ibn Hadschar stufte den Sanad als Sahih ein.
[3] Ahmad / Hakim stufte es als Sahih ein, Dhahabi unterstützte es.
[4] Ahmad / Tirmidhi, der Sanad ist Sahih
[5] Die essbare weiche Stelle der Dattelpalme, auch Palmherz genannt.
[6] Ahmad / Tirmidhi, der Sanad ist Sahih
[7] Al-Fath: 29