Aussagen von Gelehrten bezüglich der Erhabenheit Allahs über Raum und Zeit

1) Imam Abu Dscha‘far at-Tahawi sagte:

»Allah ist erhaben darüber, Grenzen, Enden, existenzielle Bestandteile, Gliedmaße und Hilfsmittel zu haben. Die sechs Richtungen umfassen Ihn nicht, wie es bei den später Erschaffenen der Fall ist.«[1]

 

2) Der Imam der Ahlu Sunna Abu Mansur Al-Maturidi sagte:

»Wisset, dass der erhabene Allah existierte während es keinen Raum gab. Es ist rational möglich, dass jeglicher Raum verschwindet und Allah so bleibt, wie Er ist (d.h. Seine Existenz ist nicht gebunden an den Raum). So wie Er war, so ist Er auch jetzt. Allah ist darüber erhaben, sich zu verändern, nicht mehr zu existieren und von einem Zustand in den anderen zu wechseln.«[2]

 

3) Imam Ibn Furak sagte:

»Es ist nicht möglich, dass der über jegliche Mangelhaftigkeit erhabene Allah sich an einem Ort niederlässt, denn es ist unmöglich, dass Allah eine Grenze oder ein Ende hat. Der Grund für diese Unmöglichkeit ist der, dass Allah unmöglich im Nachhinein entstanden sein kann.«[3]

 

4) Imam Abu Mansur Abdulqahir Ibn Tahir At-Tamimi Al-Baghdadi sagte:

»Die Ahlu Sunna wa’l Dschama’a hat den Konsens getroffen, dass kein Raum Allah umfasst und keine Zeit über Ihn vergeht.«[4]

 

5) Der malikitische Gelehrte (und einer der Gelehrten, der einen Scharh zu Buchari schrieb) Imam Ibn Battal sagte:

»Buchari schrieb dieses Kapitel, um dadurch den Dschahmiyya zu antworten, die der wörtlichen Bedeutung dieser Qur’an-Verse folgen und Allah mit Körpern vergleichen. Und man sollte wissen, dass Folgendes feststeht: Allah ist kein Körper, deshalb benötigt Er keinen Raum, in dem Er sich niederlassen kann. Allah existiert ohne Raum. Dass Allah Sich selbst die Erhebung zuschreibt, ist ein Zuschreiben der Ehrerweisung, der Erhabenheit und der Wertschätzung. Die Aussage ›Allah hat sich erhoben‹ bedeutet Seinen Wert erheben, einhergehend damit, Allah über den Raum für erhaben zu erklären.«[5]

 

An einer anderen Stelle sagte Ibn Battal:

»Die Mudschassima besitzen nichts, worauf sie sich stützen können, um Allah einen Ort zuzuschreiben, denn es steht die Unmöglichkeit dessen fest, dass der über jegliche mangelhaften Eigenschaften erhabene Allah ein Körper ist oder sich an einem Ort niedergelassen hat.«[6]

 

6) Hafidh Muhammad Ibn Hibban, Autor des berühmten Sahih Ibn Hibban, sagte:

»Gelobt sei Allah, für Den es keine Grenze gibt, die Ihn einschränken könnte. Allah hat keine Grenze, ansonsten hätte Er eine bestimmte Masse und ein bestimmtes Maß; Er hat keinen festgelegten Todeszeitpunkt, denn sonst wäre Er vergänglich; kein Raum umfasst Ihn und keine Zeit vergeht über Ihn.«[7]

 

7) Imam Ibn Hazm Al-Andalusi sagte:

»Der über jegliche Mangelhaftigkeit erhabene Allah ist an keinem Ort und in keiner Zeit. Im Gegenteil, Er ist es, der alle Orte und Zeiten erschaffen hat.

Allah, der Erhabene, sagt:

›Und Er ist es, Der alles erschuf und dem Erschaffenen eine Ordnung gab und dessen Erschaffung und Maß (entsprechend Seinem Wissen und Seiner Weisheit) bestimmt hat.‹[8]

›Es ist Allah, der die Himmel, die Erde und alles, was dazwischen ist, in sechs Tagen erschaffen hat.‹[9]

Die Zeit und der Ort sind erschaffen. Allah ist nicht in einer Zeit oder an einem Ort. Der Ort kommt nur für Körper in Frage.«[10]

 

8) Hafidh Bayhaqi sagte:

»Die überlieferte Aussage am Ende dieses Hadith deutet darauf hin, dass Allah darüber erhaben ist, an einem Ort zu sein. Egal wo der Diener auch sein mag, bezüglich Ferne und Nähe zu Allah ist es gleich. Der erhabene Allah ist ٱلـظَّاهِـر Adh-Dhahir; Seine Existenz kann mit Beweisen begriffen werden. Er ist ٱلْـبَاطِـن Al-Batin; Es wäre nicht richtig, Ihm einen Ort zuzuschreiben. Einige Gelehrte, die unserer Ansicht folgen, nahmen diesen Hadith ›O Allah! Du bist ٱلْأَوَّل Al-Awwal, es gibt nichts vor Dir. Du bist ٱلْآخِر Al-Akhir, es gibt nichts nach Dir. Du bist ٱلـظَّاهِـر Adh-Dhahir, es gibt nichts über Dir. Du bist ٱلْـبَاطِـن Al-Batin, es gibt nichts unter Dir.‹ als Beweis und sagten, dass Allah darüber erhaben ist, an einem Ort zu sein. Wenn es nichts gibt, dass über Allah und unter Allah ist, zeigt dies, dass Er an keinem Ort ist.«[11]

 

9) Imam Abu Muzaffar Al-Asfarayini sagte:

»15. Kapitel: Erläuterung des Glaubens der Ahlu Sunna wa’l Dschama‘a: Und du musst wissen, dass alles, was auf das später Entstandene hindeutet, wie Grenzen, Enden, Orte, Richtungen, Ruhe und Bewegung bezüglich des über jegliche Mangelhaftigkeit erhabenen Allah unmöglich ist, denn für etwas, das nicht später entstanden ist, ist es keinesfalls möglich, mit etwas beschrieben zu werden, das auf das später Entstandene hindeutet.«[12]

 

10) Imam Abu Ishaq Asch-Schirazi sagte:

»Der Istiwa Allahs erfolgte nicht dadurch, dass Allah sich auf den Thron niederließ und diesen berührte, denn Niederlassen und Berühren sind Eigenschaften erschaffener Körper. Doch der über jegliche Mangelhaftigkeit erhabene Herr ist anfangslos und endlos. D.h. Allah existierte, ohne dass es einen Raum gab. Danach erschuf Allah den Raum und so wie Allah jetzt ist, so war Er auch (keine Änderung fand bei Ihm statt und wird es auch nicht).«[13]

 

11) Imam Al-Haramayn Abu’l Ma’ali Al-Dschuwayni sagte:

»Der über jegliche mangelhaften Eigenschaften erhabene ٱلْـبَارِئ Al-Bari (Allah, Der ohne Vorbild erschafft) existiert immer von allem unabhängig. Er ist erhaben darüber, sich an einem Ort niederzulassen oder sich in irgendeinem Raum zu befinden.«[14]

 

An einer anderen Stelle sagte er:

»Die Ansicht aller, die der Wahrheit folgen, lautet wie folgt: Der von jeglicher Mangelhaftigkeit ferne Allah ist erhaben darüber, einen Platz im Raum einzunehmen oder in irgendeiner Richtung zu sein.«[15]

 

Ferner:

»Wisset, die Ansicht der Anhänger der Wahrheit lautet wie folgt: Der über jegliche mangelhaften Eigenschaften erhabene Herr ist heilig und erhaben darüber, einen Platz im Raum einzunehmen und fern davon, sich in einer Richtung zu befinden. Die Muschabbiha sagten, Allah sei von der Richtung her oben. Nachdem sie sich einig waren, dass Allah in einer Richtung ist, wurden sie später uneinig darüber. Jenen Muschabbiha zufolge, die am meisten übertreiben, hat der über alle Mängel erhabene Allah die oberste Schicht des Thrones berührt und der Thron hat in dieser Richtung Allah berührt. Sie hielten es für möglich, dass Allah von einem Zustand in einen anderen übergeht, sich bewegt und die Richtung wechselt. Zuvor hatten Wir bereits einige Aussagen über die Lächerlichkeit ihrer Ansichten gebracht.«[16]

 

12) Imam Abu Hamid Al-Ghazali sagte:

»So wie Allah darüber erhaben ist, von der Zeit eingegrenzt zu sein, so ist Er auch darüber erhaben, dass ein Raum Ihn umfasst. Im Gegenteil, Allah existierte, bevor Er Raum und Zeit erschuf. Und so wie Allah jetzt ist, so war Er auch (keine Änderung hat bei Ihm stattgefunden und wird es auch nicht.).«[17]

 

An einer anderen Stelle sagte er:

»Die 7. Grundlage: Das Wissen darüber, dass das Wesen Allahs darüber erhaben ist, eine bestimmte Richtung zu haben. Richtungen teilen sich auf in oben und unten, links und rechts sowie vorne und hinten. Der Schöpfer aller Richtungen ist Allah, und Er erschuf sie für die Existenz der Menschen. Allah hat für den Menschen zwei Seiten erschaffen. Die eine stützt sich auf die Erde und wird als Fuß bezeichnet. Die andere ist auf der entgegengesetzten Seite und wird als Kopf bezeichnet. Für die Richtung zum Kopf entstand daher die Bezeichnung ›oben‹, für die Richtung zum Fuß die Bezeichnung ›unten‹. Selbst für eine Ameise, die kopfüber an der Decke steht, wird die obere Richtung zur unteren. Auch wenn diese Richtung für uns oben ist, ist sie für die Ameise unten. Ebenso erschuf Allah für den Menschen zwei Hände. Meistens ist eine dieser Hände stärker als die andere. Für die stärkere Hand entstand die Bezeichnung ›rechts‹, für die andere ›links‹. Die Richtung, die auf der rechten Seite ist, wurde als rechts und die Richtung auf der gegenüberliegenden Seite als links bezeichnet. Allah erschuf für den Menschen zwei weitere Seiten. Mit der einen Seite sieht er und läuft in diese Richtung. Weil er sich in die besagte Richtung bewegt, entstand der Begriff ›vorne‹. Für die andere Seite entstand der Begriff ›hinten‹. Da der Mensch im Nachhinein entstanden ist, sind demzufolge auch die Richtungen im Nachhinein entstanden.«

 

Danach sagte Imam Ghazali:

»Wie kann Allah in der Anfangslosigkeit eine bestimmte Richtung haben, wo doch Richtungen später entstanden sind? Wie kann Er später eine bestimmte Richtung haben, wo Er doch zuvor keine hatte? Oder hat Allah eine Richtung erhalten, weil Er die Welt über Sich erschaffen hat? Allah ist darüber erhaben, dass etwas über Ihm ist, denn der Begriff ›oben‹ wird für das benutzt, was einen Kopf hat. Allah jedoch ist darüber erhaben. Oder hat Allah die Welt etwa unter Sich erschaffen? Erhaben ist Allah darüber, dass etwas unter Ihm ist, denn der Begriff ›unten‹ wird für das benutzt, was einen Fuß hat. Auch ist Er darüber erhaben, einen Fuß zu haben. All das ist bezüglich Allah rational unmöglich.

Was der Verstand akzeptiert, ist Folgendes: Etwas, das eine Richtung hat, ist entweder eine Materie, die im Raum einen Platz einnimmt, oder es ist eine Akzidenz, die in der Materie ist. Es ist offenkundig unmöglich, dass Allah eine Materie oder Akzidenz ist. Demzufolge ist es auch unmöglich, dass Er in einer Richtung ist. Wird der Begriff ›Richtung‹ für etwas anderes als Materie und Akzidenzen benutzt, so liegt hier eine falsche Verwendung des Begriffes vor. Gleichzeitig kommt einem bei der Verwendung dieses Begriffes die Bedeutung von Materie oder Akzidenz in den Sinn. Falls Allah über der Welt ist, wäre Er in der Ebene der Welt. Alles jedoch, das in der Ebene eines Körpers ist, ist entweder wie der Körper oder tiefer oder höher als dieser. Es befindet sich in einem Maß, welches unbedingt etwas benötigt, das dieses festlegt. Der absolute Schöpfer, der das Universum ordnet, ist erhaben darüber. Was das Heben der Hände gen Himmel während des Bittgebets angeht; so ist der Himmel die Gebetsrichtung beim Bittgebet, weshalb die Hände gen Himmel gehoben werden. Zudem ist das Heben der Hände gen Himmel ein Zeichen dafür, dass der Angebetete im Besitz von Erhabenheit und Hoheit ist. Schließlich ist Allah bezüglich Bezwingung und Unterwerfung über allem, was existiert.«[18]

 

13) Der malikitische Gelehrte Qadi Abu Bakr Ibn Arabi Al-Andalusi sagte:

»Allah, Der ohne Vorbild erschafft, ist erhaben darüber, dass eine Richtung Ihn eingrenzt oder ein Ort Ihn umfasst.«[19]

 

An einer anderen Stelle sagte er:

»Der über jegliche Mangelhaftigkeit erhabene Allah ist fern davon, sich zu bewegen und von einer Stelle zu einer anderen Stelle überzugehen, denn Er ist an keinem Ort, es vergeht keine Zeit über Ihn, Er nimmt keinen Platz im Raum ein und Er nähert sich keinem distanziell. Er ist erhaben über Behinderungen, erhaben über Veränderungen. Mit offenkundigen Beweisen steht dieser Glaube in den Herzen fest.«[20]

 

An einer anderen Stelle sagte er:

»Allah ist zu heilig, als dass Richtungen Ihn begrenzen könnten.«[21]

 

Ferner:

»So wie der über jegliche Mangelhaftigkeit erhabene Allah nicht in einen Raum eintritt und keiner Richtung zugesprochen wird, so tritt auch Sein Wissen nicht in einen Raum ein und wird keiner Richtung zugesprochen. Allah weiß alles, was sich an jedem Ort in allen Zuständen befindet. Alles, was zustande kommt, ist in Allahs Wissen. Alles, was passiert ist, passierte mit Allahs Wissen. Es geschieht nichts ohne Sein Wissen. Vor Seinem Wissen ist nichts verborgen, weder das, was existiert, noch das, was verschwindet. Was der Gesandte Allahs mit seiner Aussage meint, ist Folgendes: Ob Allah die Richtung oben oder unten zugesprochen wird, es ist das gleiche, denn keine Richtung kann Allah zugesprochen werden.«[22]

 

14) Der malikitische Gelehrte Qadi Iyad sagte:

»Wisse, das Herankommen und Nähern, welches hier (in der Überlieferung) Allah zugesprochen werden, sind keinesfalls ein räumliches Herankommen oder ein distanzielles Nähern. Genauso wie die Aussage, die wir von Dscha‘far Ibn Muhammad As-Sadiq zitierten, welcher Folgendes sagte:

›Das Nähern Allahs hat keinesfalls mit einer Grenze zu tun. Es ist die Eigenschaft der Erhabenheit und Hoheit, denn Allah ist über allem, indem Er durch Bezwingen und Unterwerfen alles beherrscht und es Seinen Befehlen folgen lässt.‹«[23]

 

15) Der schafi‘itische Gelehrte Imam Schahristani sagte:

»Die Ansicht der Anhänger der Wahrheit lautet wie folgt: Gewiss, der über jegliche Mängel erhabene Allah ähnelt nichts unter den Geschöpfen, und nichts unter den Geschöpfen ähnelt in irgendeiner Weise Ihm.

Allah, der Erhabene, sagt:

›Es gibt nichts, das Ihm ähnelt.‹[24]

Folgendes sollte einem bewusst sein: Der ohne Vorbild erschaffende, über jeglichen Mangel erhabene Allah ist kein Teilchen, kein Körper und keine Akzidenz, Er ist an keinem Ort und auch nicht in irgendeiner Zeit.«[25]

 

16) Der hanbalitische Gelehrte Imam Hafidh Ibnu’l Dschawzi sagte:

»Es ist Pflicht, dass wir auf folgende Weise glauben: Kein Raum kann das Wesen Allahs umfassen und Allah kann nicht damit beschrieben werden, dass Er sich ändert und von einem Ort zu einem anderen Ort wechselt.«[26]

 

In seinem Buch Saydu’l Khatir sagte er:

»Einige, welche Überlieferungen bezüglich der Eigenschaften Allahs hören, verstehen diese so, wie die Sinne es erfordern. Ein Beispiel hierfür ist folgende ihrer Aussagen: ›Allah steigt mit Seinem Wesen vom Himmel herab und geht von einem Ort zu einem anderen über.‹ Es wäre fatal, diese Überlieferungen auf diese Weise zu verstehen, denn das, was seinen Ort ändert, war zuvor an einem Ort und wechselte anschließend an einen anderen. Dies jedoch zieht Folgendes nach sich: Zum einen ist der Ort, wo es sich befindet, größer als es selbst, und zum anderen führt es eine Bewegung aus. Dies jedoch ist für den mächtigen und erhabenen wahren Gott unmöglich.«[27]

 

In seinem Buch Al-Bazu’l Aschhab sagte er:

»Alles, was in einer Richtung ist, hat ein Maß und ist begrenzt. Der erhabene Allah hingegen ist fern davon. Zweifellos gelten Richtungen für Teilchen und Körper, denn diese haben ein Volumen und benötigen eine Richtung. Da es nun feststeht, dass es falsch ist, Allah eine Richtung zuzuschreiben, steht somit auch fest, dass es falsch ist, Ihm einen Ort zuzuschreiben.« [28]

 

17) Hafidh Ibn Asakir sagte:

»Die Existenz Allahs ist vor den Geschöpfen. Für Ihn gibt es kein vorher und nachher, oben und unten, rechts und links, vorne und hinten. Weder kann über Allah das Wort ›ganzes‹ benutzt werden noch das Wort ›einiges‹. Über Ihn kann man nicht fragen ›Wann wurde Er? ‹, ›Wo war Er?‹, ›Wie war Er?‹ Allah existierte, bevor es einen Raum gab. Er erschuf den Raum und setzte die Zeit fest. Er kann nicht mit der Zeit begrenzt und keinem Raum zugewiesen werden.«[29]

 

18) Der Sultan der Gelehrten Al-Izz Ibn Abdissalam sagte:

»Der über jegliche Mängel erhabene Allah ist kein gestaltetes Teilchen, kein begrenzter und bemessener Körper. So wie Er nichts ähnelt, so ähnelt auch nichts Ihm. Keine Richtung kann Ihn umfassen. Weder ist Er in den Himmeln noch auf Erden. Er existierte, bevor Er Raum und Zeit erschuf, und so wie Er war, so ist Er auch jetzt (es fand bei Ihm keine Veränderung statt).«[30]

 

19) Der malikitische Tafsir-Gelehrte Muhammad Ibn Ahmad Al-Ansari Al-Qurtubi sagte:

»Mit ›ٱلْـعَـلِـيّ Al-‘Aliyy‹ ist keine räumliche Hoheit gemeint, sondern eine des Wertes und der Erhabenheit, denn Allah ist fern davon, einen Platz im Raum einzunehmen.«[31]

 

An einer anderen Stelle sagte er:

»Die Regel bei diesem Thema lautet wie folgt: Der über jegliche Mängel erhabene Allah ist fern davon, sich zu bewegen, von einer Stelle an eine andere Stelle überzugehen und einen Raum einzunehmen.«[32]

 

Ferner:

»Die Bedeutung des Qur’an-Verses ›Er ist über seinen Dienern.‹[33] ist, dass Er ihnen überlegen ist und über ihnen steht, indem Er sie bezwingt. D.h. die Diener stehen unter Seinem Befehl, sie wurden Ihm unterworfen. Das Wort ›über‹ in diesem Vers ist nicht räumlich zu verstehen.« [34]

 

Ferner sagte er über den Qur’an-Vers »Worauf warten die Götzendiener noch, um den Iman anzunehmen?! Etwa darauf, dass die Todesengel kommen, die ihre Seelen an sich nehmen, oder dass (die vernichtende Strafe) dein(es) Herr(n) kommt oder dass einige Anzeichen deines Herrn kommen, die das Eintreffen des Weltuntergangs eindeutig zeigen?«[35]:

»Dass Allah kommt, bedeutet nicht, dass Er sich bewegt, von einer Stelle an eine andere Stelle übergeht oder eine Stelle freimacht, denn diese Eigenschaften gelten nur für das Kommen von Teilchen oder Körpern.«[36]

 

Über den Qur’an-Vers »Und an diesem Tag kommen dein Herr (Sein Befehl) und die Engel in Reihen.«[37] sagte er:

»Der über jegliche Mängel erhabene Allah kann nicht damit beschrieben werden, von einem Ort zu einem anderen Ort überzugehen. Wie könnte Allah damit beschrieben werden, einen Ort zu wechseln, von einer Stelle an eine andere Stelle zu kommen, wo es doch für Allah weder Raum noch Zeit gilt?! Keine Zeit und keine Dauer vergehen über Ihn. Vergeht Zeit über etwas, so bedeutet dies, dass es diese Zeit verliert und wer etwas verliert, ist schwach.«[38]

 

Über den Qur’an-Vers »Oder seid ihr davor sicher, dass wer im Himmel ist, euch nicht in die Erde steckt?!«[39] sagte er:

»In dieser Aya ist gemeint, Allah zu verherrlichen, Ihn davon fernzuhalten, oben oder unten zu sein, und Ihn mit Hoheit und Größe zu beschreiben. Keinesfalls ist damit gemeint, Ihn mit Orten, Richtungen oder Grenzen zu beschreiben, denn all das sind Eigenschaften von Körpern. Der Grund dafür, dass man die Hände beim Bittgebet gen Himmel hebt, ist der, dass zum einen die Offenbarung und der Regen vom Himmel herabkommen, Dschibril und die reinen Engel dort sind, die Taten der Diener dorthin hinaufsteigen sowie der Thron Allahs und das Paradies sich darüber befinden. Dies ist genauso, wie wenn Allah für die Anrufung und die Gebete die Kaaba zur Gebetsrichtung erklärt. Schließlich ist Allah der Schöpfer aller Orte und keineswegs abhängig von ihnen. Er existierte in der Anfangslosigkeit, bevor Er Raum und Zeit erschuf. Raum und Zeit gelten nicht für Ihn und so wie Allah war, so ist Er auch jetzt (es fand keine Veränderung bei Ihm statt).« [40]

 

20) Imam Hafidh Abu Zakariyya Muhyiddin An-Nawawi sagte:

»Gewiss existiert nichts, das Allah ähnelt. Er ist darüber erhaben, Eigenschaften von Körpern zu besitzen, von einer Stelle an eine andere Stelle überzugehen, in einer Richtung eine Stelle einzunehmen und erhaben über alle anderen Eigenschaften der Geschöpfe.«[41]

 

21) Imam Baydawi sagte:

»Da es mit eindeutigen Beweisen feststeht, dass der über alle Mängel erhabene Allah fern davon ist, Eigenschaften von Körpern zu besitzen und einen Platz im Raum einzunehmen, so ist es auch unmöglich, dass der Nuzul (herabsteigen) die Bedeutung trägt, von einer Stelle an eine darunterliegende Stelle überzugehen.«[42]

 

22) Der Tafsir-Gelehrte Imam An-Nasafi sagte:

»Gewiss der erhabene Allah existierte, während es keinen Raum gab. Und so wie Er war, bevor er den Raum erschuf, so ist Er auch jetzt. Es fand bei Ihm keine Änderung statt.«[43]

 

23) Allama Ibnu’l Manzur sagte:

»Im Hadith ›Wer sich Mir eine Handbreite nähert, dem nähere ich Mich um eine Elle.‹ ist mit dem Nähern Allahs gemeint, sich Ihm mit Bittgebeten und guten Taten zu nähern. Es ist damit keinesfalls gemeint, sich Seinem Wesen zu nähern oder ein räumliches Nähern, denn das sind Eigenschaften von Körpern und Allah ist fern von Eigenschaften der Körper und erhaben darüber.«[44]

 

24) Imam Qadi Badraddin Ibn Dschama’ah sagte:

»Allah existierte und es gab keine Zeit und keinen Raum. Und so wie Er war, so ist Er auch jetzt (es fand bei Ihm keine Änderung statt).«[45]

 

Ferner sagte er:

»Falls jemand Folgendes behauptet: ›Wird die Richtung von etwas Existierendem negiert, hätte man damit gesagt, dass es nicht existiert. Es ist unmöglich, dass etwas existieren kann, was keine Richtung hat.‹, so kann man darauf wie folgt antworten:

Die Existenzen teilen sich in zwei auf:

 a) Die Existenz, die nicht durch Vermutungen, Sinne und Vorstellungen begriffen werden kann und die sich nicht irgendwo befindet.

b) Die Existenz, für die all das denkbar ist.

Für die erstgenannte Existenz ist es nicht möglich, eine Richtung zu haben. Dass der erhabene Herr mit Eigenschaften der zweitgenannten Existenz beschrieben werden kann, ist unmöglich, denn Er ist weder ein Körper noch eine Akzidenz oder ein Teilchen.

Gemäß Vernunft und rationalen Beweisen existiert Allah, ohne eine Richtung zu haben und ohne einen Platz im Raum einzunehmen. Demzufolge ist es verpflichtend, dies rational zu bestätigen. In gleicher Weise haben rationale Beweise die Existenz des erhabenen Herrn akzeptiert, während sie Körper und Akzidenz von Ihm negierten. Die Sinne können die Existenz Allahs nicht begreifen. Auch zeigt der Verstand, dass Allah, ohne mit den Sinnen begriffen werden zu können, in keiner Richtung ist und keinen Platz im Raum einnimt.«[46]

 

25) Der Tafsir- und Nahw-Gelehrte Muhammad Ibn Yusuf, bekannt als Abu Hayyan Al-Andalusi, sagte über den Vers »Alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist, gehört allein Allah. Diejenigen bei Ihm werden nicht hochmütig und müde, Ihn anzubeten.«[47]:

»Mit dem Wort عِنْدَ – bei Ihm‹ in diesem Vers ist kein räumliches Adverb gemeint, denn der erhabene Allah ist fern davon, an einem Ort zu sein. Im Gegenteil, diese Aussage bedeutet eine Überlegenheit bezüglich Rang und eine Hoheit bezüglich Wert.«[48]

 

Ferner sagte er:

»Wie es mit rationalen Beweisen feststeht, hat der erhabene Allah keinen Raum in irgendeiner Richtung eingenommen.«[49]

 

26) Imam Al-Hafidh Al-Muhaddith Waliyyu’d-Din Abu Zar’a Ah-mad Ibn Abdirrahman Al-Iraqi sagte:

»Die wörtliche Bedeutung des Wortes عنده– bei Ihm‹ in der Aussage des Gesandten Allahs ›Es ist bei Ihm über dem Thron‹ muss ausgelegt werden, denn sie bedeutet wörtlich, dass es dort ist, wo Allah sich befindet. Doch Allah ist darüber erhaben, sich irgendwo niederzulassen, sich an einem Ort zu befinden oder in einer Richtung zu sein. Demzufolge ist mit dem Wort عنده– bei Ihm‹ keine räumliche Nähe gemeint, sondern eine der Ehrerweisung. Demnach hat die Aussage des Gesandten Allahs folgende Bedeutung: ›Dieses Buch wurde bei Allah an eine gewaltige Stelle gelegt.‹«[50]

 

27) Imam Al-Hafidh Ibn Hadschar Al-Asqalani sagte:

»Dass die Richtungen oben und unten bezüglich Allah unmöglich sind, erfordert nicht, dass Allah nicht mit der Eigenschaft Uluw (Höhe) beschrieben werden kann, denn die Beschreibung Allahs mit der Eigenschaft Uluw ist in der Bedeutung von Erhabenheit (und keinesfalls räumlich zu verstehen). Es ist unmöglich, dass der Uluw eine mit den Sinnen wahrnehmbare Richtung ist. Deshalb kommen die Namen ٱلْـعَـالِـي Al-‘Ali, ٱلْـعَـلِـيّ Al-‘Aliyy und ٱلْـمُـتَـعَـالِي Al-Muta’ali unter den Eigenschaften Allahs vor und keinesfalls trifft das Gegenteil dieser Eigenschaften auf Allah zu. Allah, der Erhabene, hat alles mit Seinem Wissen umfasst.«[51]

 

28) Imam Al-‘Ayni, einer der Gelehrten, die einen Scharh zu Sahih Buchari schrieben, sagte:

»Die Aussage Allahs ›Und Sein Thron war auf dem Wasser.‹[52] zeigt nicht, dass Allah sich auf den Thron niederließ. Mit dieser Aussage teilt uns Allah eine Nachricht über den Thron mit, keinesfalls teilt Er uns damit mit, dass Sein Wesen sich auf dem Thron niedergelassen hat. Allah ist erhaben darüber und fern davon, denn Er ist nicht abhängig vom Thron.«[53]

 

Ferner sagte er:

»Es steht mit eindeutigen Beweisen fest, dass Allah kein Körper ist, demnach benötigt Er keinen Raum, worin Er sich niederlassen kann, denn Allah existierte, während es keinen Raum gab.«[54]

 

29) Imam Hafidh As-Sakhawi sagte:

»Unser Schaikh (Imam Ibn Hadschar Al-Asqalani) sagte: ›Das Wissen Allahs hat alles umfasst. Und der über jegliche Mängel erhabene Allah ist fern davon, sich im Raum niederzulassen. Er existierte, bevor Er den Raum erschuf.‹«[55]

 

30) Hafidh Dschalaladdin As-Suyuti sagte, während er den Hadith »Der Diener ist seinem Herrn am nahesten, wenn er in der Niederwerfung ist.« erläuterte:

»Imam Qurtubi sagte über diesen Hadith:

›Diese Nähe ist eine des Ranges und der Gunsterweisung, es ist keinesfalls eine distanzielle Nähe, denn Allah ist erhaben über Raum, Distanz und Zeit.‹

Al-Badr Ibn As-Sahib sagte über diesen Hadith:

›In diesem Hadith sind Hinweise, die zeigen, dass man Allah keine Richtung zuweisen kann.‹«[56]

 

31) Imam Qastalani sagte in seiner Erläuterung zu Sahih Buchari:

»Das Wesen Allahs ist über Raum und Richtungen erhaben.«[57]

 

32) Imam Al-Qadi Abu Zakariyya Al-Ansari sagte:

»Allah ist keinesfalls ein Körper oder eine Akzidenz, Er ist an keinem Ort und in keiner Zeit.«[58]

 

Ferner sagte er:

»So wie die Zeit für den über alle Mängel erhabenen Allah außer Frage steht, so steht auch der Raum für Ihn außer Frage, denn Er ist der Schöpfer von Raum und Zeit.«[59]

 

33) Der malikitische Gelehrte Qadi Abu Bakr Muhammad Al-Baqillani sagte:

»Wir sagen weder, dass der Thron die Stelle ist, wo Allah sich niedergelassen hat, noch, dass Es sein Raum ist, denn Allah existierte, während es keinen Raum gab. Demnach hat bei Allah keine Veränderung stattgefunden, als Er den Raum erschuf.«[60]


[1] Aqidatu’t Tahawiyyah

[2] Kitabu’t Tauhid S. 69

[3] Muschkilu’l Hadith wa Gharibuhu, S. 57

[4] Al-Farq bayna’l Firaq, S. 333

[5] Fathu’l Bari, Band 13, S. 416

[6] Fathu’l Bari Band 13, S. 433

[7] As-Sikat, Band 1, S. 1

[8] Al-Furqan 2

[9] As-Sadschda 4

[10] Ilmu’l Kalam S. 65

[11] Al-Asmau wa’s Sifat, S. 400

[12] At-Tabsir fi’d-Din, S. 161

[13] Scharhu’l Luma‘, Band 1, S. 101

[14] Al-Irschad ila Qawati’il Adilla, S. 53

[15] Al-Irschad, S. 58

[16] Asch-Schamil fi Usuliddin, S. 511

[17] Ihyau Ulumiddin, Qawaidi’l Aqaid, Band 1, S. 108

[18] Ihyau Ulumiddîn, Band 1, S. 128

[19] Al-Kabas, Scharh Muwatta, Band 1, S. 395

[20] Al-Kabas, Scharh Muwatta, Band 1, S. 289

[21] Al-Kabas, Scharh Muwatta, Band 1, S. 395

[22] Aridatu’l-Ahwazi fî Scharhi Sunani Tirmidhi, Band 12, S. 184

[23] Asch-Schifa, Band 1, S. 205

[24] Asch-Schura 11

[25] Al-Milal wa’n-Nihal, Nihayatu’l Ikdam fi Ilmi’l Kalam, S. 103

[26] Daf’u Schubhati’t Taschbih, S. 58

[27] Saydu’l Khatir, S. 476

[28] Al-Bazu’l Aschhab, S. 57

[29] Tabaqatu’sch Schafi‘iyya, Band 8, S. 186

[30] Tabakatu’sch Schafiiyya, Band. 8, S. 219

[31] Al-Dschami’u li Ahkami’l Qur’an Band 3, S. 278

[32] Al-Dschami’u li Ahkami’l Qur’an, Band 6, S. 390

[33] Al-An’am 18

[34] Al-Dschami’u li Ahkami’l Qur’an, Band 6, S. 399

[35] Al-An’am 158

[36] Al-Dschami’u li Ahkami’l Qur’an, Band 7, S. 145

[37] Al-Fadschr 22

[38] Al-Dschami’u li Ahkami’l Qur’an, Band 20, S. 55

[39] Al-Mulk 16

[40] Al-Dschami’u li Ahkami’l Qur’an, Band 18, S. 216

[41] Scharh Sahih Muslim, Band 3, S. 19

[42] Fathu’l Bari, Band 3, S. 31

[43] Tafsiru’n Nasafi, Band 2, S. 48

[44] Lisanu’l arab, Punkt: ق-ر-ب Band 1, S. 663-664

[45] Idahu’d Dalil, S. 103

[46] Idahu’d Dalil, S. 104-105

[47] Al-Anbiya 19

[48] Bahru’l Muhit, Band 6, S. 302

[49] Bahru’l Muhit, Band 8, S. 302, 16

[50] Tarhu’t Tasrib, Band 8, S. 84

[51] Fathu’l Bari, Band 6, S. 136

[52] Hud 7

[53] Umdatu’l-Qari, Band 12, S. 25, 111

[54] Umdatu’l-Qari, Band 12, 25, 117

[55] Al-Maqasidu’l-Hasana, Nr. 886, S. 342

[56] Scharhu’s Suyuti li-Sunani’n-Nasai

[57] Irschadu’s Sari, Band 15, S. 451

[58] Haschiyatu’r-Risala Al-Quschayriya, S. 2

[59] Haschiyatu’r-Risala Al-Quschayriya, S. 5

[60] Al-Insaf, S. 65