Beispiel zum Taghut: Das Verborgene

Allah (swt) sagt über das Verborgene:

»(Zweifellos kennt Allah die Ungerechten und Schuldigen, denn) Bei Ihm sind die Schlüssel zum Verborgenen. Niemand kann es kennen außer Ihm. Er weiß, was auf dem Land ist und was im Meer (sowie alles, was ihr wisst und nicht wisst)[1]

»Allah, der Kenner des Verborgenen, zeigt keinem das Verborgene, außer Seinen auserwählten Gesandten, mit denen Er zufrieden ist. Denn Er stellt vor und hinter ihnen Wächter auf.«[2]

In diesen Qur’anversen teilt uns Allah (swt) mit, dass nur Er die Kenntnis über das Verborgene (Ghayb) besitzt. Kein Geschöpf kann das Verborgene kennen. Nur den von Allah (swt) auserwählten Gesandten wurde durch Offenbarungen einiges über das Verborgene mitgeteilt. Doch diese Nachrichten waren nur auf einige Angelegenheiten beschränkt und niemals wurde die Gesamtheit des Verborgenen offenbart. Die Gesandten kannten nur so viel vom Verborgenen, wie es ihnen von Allah (swt) – geschützt vor jeglichem Einfluss des Satans – durch Offenbarungen mitgeteilt wurde.

Nachdem wir nun diese Tatsache erläutert haben, sagen wir: Wer heutzutage behauptet, einige Wahrheiten des Verborgenen zu kennen, wie z.B. was in den Herzen der Menschen vorgeht oder in Zukunft passieren wird, der würde damit

– entweder behaupten, ebenfalls Offenbarungen zu bekommen und somit ein Prophet zu sein. Dadurch hätte er zwangsläufig die Tatsache geleugnet, dass Muhammad (saws) der letzte Prophet ist und dass nach ihm kein Prophet mehr kommen wird. Demnach hätte er das Prophetentum Muhammads (saws) verleugnet.

– Oder er würde behaupten, auch ohne eine Offenbarung das Verborgene zu kennen. Damit hätte er sich die Eigenschaft »Allam’ul-Ghuyub (Kenner des Verborgenen)« angemaßt – eine Eigenschaft, die einzig und allein dem einzigen Schöpfer der Himmel und der Erde gehört. Mit dieser Anmaßung hätte er sich zu einer Gottheit erklärt, selbst dann, wenn er dies niemals offen aussprechen würde.

Wer auch immer behauptet, das Verborgene zu kennen, hätte sich dadurch über die von Allah (swt) gesetzten Grenzen hinweggesetzt und wäre folglich zu einem Taghut geworden. Mit dieser Behauptung hätte er das, was Muhammad (saws) brachte, geleugnet – auch wenn er beten, fasten, die Zakah zahlen, nach Mekka pilgern oder von sich behaupten würde, ein Muslim zu sein.

Wer die Behauptung solch einer Person bestätigt, sie als Muslim sieht, ihr folgt und sich nicht von ihr abkehrt oder keinen Takfir auf jene macht, die sich nicht von dieser Person abkehren, würde dadurch selbst zu einem Kafir werden und vom Islam abfallen – selbst dann, wenn er fastet, betet und sich als Muslim bezeichnet. Denn schließlich hätte er die erste Bedingung des Islams – die Abkehr vom Taghut – nicht erfüllt. Es ist nicht möglich, in den Islam einzutreten und sich am unzerreißbaren starken Haltegriff festzuhalten, ohne diese Bedingung auf die Art und Weise zu erfüllen, wie sie von Allah (swt) befohlen wurde. Das Lippenbekenntnis allein reicht zum Erfüllen dieser Bedingung nicht aus und würde einem somit nichts nützen. Diese Bedingung ist nur dann erfüllt, wenn die Abkehr vom Taghut gleichzeitig mit dem Glauben, mit den Worten und mit den Taten vollzogen wird.


[1]20 al-An’am: 59

[2]al-Jinn: 26-27