Jene, die dieses Scheinargument hervorbringen, sagen folgendes: »Nachdem Nadschaschi Muslim wurde, verbarg er seinen Glauben und herrschte bis zu seinem Tod nicht nach dem, was Allah (swt) herabgesandt hat. Nichtsdestotrotz hat der Gesandte Allahs (saws) ihn als einen aufrichtigen Diener bezeichnet und seinen Gefährten befohlen, das Totengebet von Nadschaschi zu verrichten. Deshalb sollte kein Takfir auf die Herrscher gemacht werden, wenn diese sich als Muslime bezeichnen, selbst wenn sie menschengemachte Gesetze anwenden.«
Antwort:
Erstens: Jene, die behaupten, Nadschaschi hätte nicht nach dem gerichtet, was Allah (swt) herabgesandt hat, müssen dies erst mit einem gültigen Beweis belegen. Ein solcher Beweis zu dieser Angelegenheit existiert jedoch nicht. Aus diesem Grund sagen wir ihnen die folgenden Worte Allahs:
»Wenn ihr die Wahrheit sagt, bringt euren Beweis vor (der eure Behauptung bestätigt).«[1]
Sollten diese Leute keine Beweise vorbringen können, die zeigen, dass Nadschaschi mit Gesetzen herrschte, die den Gesetzen Allahs widersprachen, so werden sie zu Lügnern.
Als die Sahabah in Mekka unter der Folter der Muschrikun litten, sagte der Gesandte Allahs (saws) zu ihnen:
»Wenn ihr nach Abessinien geht, bis Allah euch einen Ausweg eröffnet, werdet ihr dort einen König vorfinden, bei dem niemandem Unrecht getan wird. Dieser Ort ist ein Ort der Gerechtigkeit.«[2]
In diesem Hadith wird Nadschaschi als gerecht beschrieben, noch bevor er in den Islam eintrat. Würde der Gesandte Allahs (saws) etwa einen Herrscher, der mit Gesetzen regiert, die den Gesetzen Allahs widersprechen, als gerecht bezeichnen? Würde ein Herrscher, der schon vor seinem Eintritt in den Islam mit Gerechtigkeit herrschte, der keine Gesetze anwandte, die den Gesetzen Allahs widersprechen, nach seinem Eintritt dies tun? Würde jemand mit gesundem Menschenverstand so etwas akzeptieren?
Dieser Beweis zeigt, dass Nadschaschi sowohl vor als auch nach seinem Eintritt in den Islam kein Gesetz angewandt hat, das dem Gesetz Allahs widerspricht. Ein Herrscher, der mit Gesetzen regiert, die den Gesetzen Allahs widersprechen, wird nicht als gerecht bezeichnet, denn er herrscht mit ungerechten Gesetzen. Zudem ist derjenige, der Nadschaschi als gerecht bezeichnet, nicht irgendjemand, sondern der Gesandte Allahs (saws). Daher fordern wir die Leute heraus, die behaupten, Nadschaschi hätte mit Gesetzen geherrscht, die den Gesetzen Allahs widersprechen. Bringt auch nur einen einzigen gültigen Beweis. Es steht mit eindeutigen Beweisen fest, dass ein Herrscher, der mit Gesetzen regiert, die den Gesetzen Allahs widersprechen, ein Taghut und Kafir ist. Wer die Situation von Nadschaschi als Beweis vorbringt, um keinen Takfir auf diese Herrscher zu machen, hätte diese eindeutigen Beweise Allahs abgelehnt. Demnach ist er mit Konsens aller Muslime ein Kafir und wer keinen Takfir auf ihn macht, ist ebenfalls ein Kafir.
Manche Leute stützen sich auf die Aussagen von Ibn Taymiyyah über Nadschaschi und behaupten, dass jemand, der nicht nach dem richtet, was Allah (swt) herabgesandt hat, kein Kafir wird, sofern er den Islam für sich als Religion akzeptiert. Als Antwort auf diese Leute werde ich die angeblichen Aussagen von Ibn Taymiyyah zitieren und anschließend erklären.
Ibn Taymiyyah sagte:
»An verschiedenen Stellen im Buch Allahs wird mitgeteilt, dass Allah (swt) niemandem eine Last auferlegt, die er nicht tragen kann.
Allah (swt) sagt:
›Wisset, diejenigen, die den Iman (an Allah, Seinen Gesandten und was ihm offenbart wurde) annehmen und Taten für Allah und auf die Weise, wie es Allah verlangt, (entsprechend ihrer Kraft) ausführen – denn Wir lasten den Menschen nur das auf, was sie tragen können – nur diese sind die Bewohner des Paradieses und sie werden dort ewig bleiben.‹[3]
›Niemandem wird eine größere Last auferlegt, als er tragen kann.‹[4]
›Denn Allah erlegt jedem nur das auf, was er auch tragen kann und nicht mehr. Gewiss wird Allah nach einer Erschwernis Erleichterung geben.‹[5]
Ebenso hat Allah (swt) den Menschen befohlen, Seine Befehle und Verbote so gut es geht einzuhalten und sagte:
›Hütet euch vor Allah, soweit eure Kräfte reichen (indem ihr Seine Befehle ausführt und Seine Verbote einhaltet).‹[6]
Auch beten die Muslime wie folgt zu Allah (swt):
›O unser Herr! Falls wir (aufgrund unserer Nachlässigkeit) vergessen (unsere Pflichten auszuführen) oder Fehler begehen (durch bewusstes Begehen Deiner Verbote), so ziehe uns (dafür) nicht zur Verantwortung. O unser Herr! Erlege uns keine schwere Last auf (deretwegen Du uns bestrafen könntest, wenn wir sie nicht ausführen), wie Du sie den Völkern vor uns auferlegt hast (die Deine Befehle missachteten, obwohl sie Dir versprochen hatten, sie auszuführen, und deshalb untergingen). O unser Herr! Bürde uns keine Last auf, die uns schwerfällt, sie zu tragen (sondern erlege uns Taten auf, die uns leichtfallen).‹[7]
Und Allah (swt) erhörte ihre Bittgebete. Diese Beweise zeigen, dass Allah (swt) dem Menschen keine Last auferlegt, die er nicht tragen kann. Im Gegensatz zur Ansicht der Dschahmiyyah, die das Gegenteil behaupten und deren Ansichten falsch sind. In gleicher Weise zeigen diese Verse, dass Allah (swt) jene nicht zur Verantwortung zieht, die durch Fehler oder Vergesslichkeit Sünden begehen. Die Qadariyyah und Mu‘tazilah sind jedoch nicht dieser Ansicht. Wenn der Imam, Richter, Gelehrte oder Mufti basierend auf dem Qur’an und der Sunnah ihre gesamte Kraft aufwendend Idschtihad machen, wobei sie sich so stark sie können vor Allah (swt) fürchten und in ihrem Idschtihad zu einem richtigen oder einem fehlerhaften Schluss kommen, hätten sie die ihnen von Allah (swt) auferlegte Verantwortung erfüllt. Denn diese Leute haben so gut es geht Allah (swt) gehorcht, weswegen Allah (swt) sie nicht bestrafen wird.
[…] Jene, die sich im Daru‘l Kufr befinden, die Einladung des Propheten (saws) erhielten, von der Gesandtschaft Muhammads (saws) erfuhren, an ihn und an das, was ihm offenbart wurde, glauben, so gut sie können Allah (swt) gehorchen und Ihn fürchten, jedoch keine Möglichkeit finden, in ein islamisches Gebiet auszuwandern und sich niemand im Daru’l Harb befindet, der ihnen die islamische Scharia lehren kann und aus diesem Grund nicht alle Urteile der islamischen Scharia ausführen können, sind Muslime und kommen ins Paradies, genauso wie es bei Nadschaschi der Fall war.
[…] Nadschaschi setzte die meisten Urteile der Scharia nicht um. Weder wanderte er aus noch nahm er am Kampf oder an dem Hadsch teil. Es wird sogar überliefert, dass er nicht einmal die Pflichtgebete verrichtete. Er war zu all dem nicht imstande, denn hätte er dies umgesetzt, so hätte er seinen wahren Glauben preisgegeben, wodurch sich sein Volk gegen ihn aufgelehnt hätte. Nadschaschi hatte jedoch nicht die Macht, sich ihnen zu widersetzen. Auch glauben wir fest daran, dass er nicht die Möglichkeit besaß, mit dem Qur’an zu regieren.«[8]
In den oben zitierten Aussagen gibt es sowohl Wahres als auch Falsches. Folgendes ist richtig:
»Wer trotz Ausschöpfen seiner gesamten Kraft nicht fähig ist, den Islam zu lernen, und aufgrund seiner Schwäche die Urteile des Islam nicht umsetzen kann, ist entschuldigt und begeht keine Sünde.«
Folgendes ist jedoch falsch:
»Das Volk von Nadschaschi befand sich im Kufr und hätte es niemals akzeptiert, dass mit dem Qur’an regiert wird. Nadschaschi besaß jedoch nicht die Kraft, sich durchzusetzen.«
Diese Aussage ist nicht richtig, denn um über Nadschaschi dies sagen zu können, muss als erstes eindeutig bewiesen werden, dass die islamischen Urteile ihn erreicht hatten und er diese trotz dessen aus Furcht nicht umgesetzt hat. Doch es gibt keine gültigen Beweise dafür. Richtig wäre folgendes: Nicht alle islamischen Urteile erreichten Nadschaschi, weshalb er auch nicht verpflichtet war, sie anzuwenden.
Auch ist es falsch, über Nadschaschi folgendes zu sagen:
»Da sein Volk ungläubig war, gaben sie ihm nicht die Möglichkeit, die Scharia anzuwenden.«
Diese Aussage basiert nicht auf gültigen Beweisen, sondern nur auf Vermutungen. Hingegen liefert Ibn Qayyim, der Schüler von Ibn Taymiyyah, einen Beweis, welcher die oben genannte Aussage widerlegt.
In seinem Buch Zadu’l Ma’ad, Band 3, S. 62 zitiert er folgende wahre Überlieferung, der zufolge sich Nadschaschi öffentlich zum islamischen Glauben bekannte und sein Volk den Islam annahm:
»Um den König von Oman zum Islam einzuladen, schickte ihm der Gesandte Allahs (saws) Amr Ibn al-As (ra) als Botschafter. Der König von Oman hieß Dschiyfar, sein Bruder hieß Abid, beide waren Söhne von Dschulandi.
Amr Ibn al-As (ra) berichtet folgendes:
›Abid fragte mich, wo ich den Islam annahm. Ich antwortete ihm:
›Ich nahm den Islam an, als ich mich bei Nadschaschi befand‹, und sagte ihm, dass auch Nadschaschi bereits Muslim geworden war.
Abid fragte:
›Was hat sein Volk getan?‹
Ich sagte:
›Es bestätigte ihn und nahm den Islam an.‹
Er fragte:
›Sind ihm die Priester und Religionsmänner gefolgt?‹
Ich antwortete:
›Ja, sie sind ihm gefolgt.‹
Er entgegnete mir:
›Sei vorsichtig, bedenke gut, was du sagst! Es gehört sich nicht für einen Mann edlen Charakters zu lügen.‹
Daraufhin sagte ich:
›Ich habe nicht gelogen, ohnehin gestattet uns unsere Religion nicht zu lügen.‹
Er sagte:
›Herakleios hat es wohl noch nicht gehört, dass Nadschaschi Muslim geworden ist.‹
Ich sagte:
›Doch, er hat es gehört.‹
Er fragte mich:
›Woher weißt du das?‹
Ich antwortete ihm:
›Nadschaschi zahlte Steuern an Herakleios. Nachdem er Muslim wurde und sich dem Propheten (saws) anschloss, sagte er:
›Bei Allah! Auch wenn er (Herakleios) es von mir verlangt, ich werde ihm keinen einzigen Dirham geben.‹
Als Nadschaschis Worte Herakleios erreichten, fragte ihn sein Bruder:
›Dein Diener zahlt dir keine Steuern mehr. Er hat die Religion Muhammads angenommen und die deine verlassen. Wirst du es etwa auf sich beruhen lassen und nichts gegen ihn unternehmen?‹
Herakleios sagte zu ihm:
›Ein Mann hat eine Religion geliebt und ist ihr gefolgt. Was könnte ich ihm da schon entgegensetzen? Bei Allah, würde ich nicht den Verlust meines Reichtums fürchten, so würde ich es ihm gleichtun.‹
Als Abid Ibn al-Dschulandi diese Worte hörte, sagte er zu mir:
›Sei vorsichtig mit dem, was du sagst. Ist es wahr?‹
Ich sagte:
›Bei Allah, es ist wahr.‹«[9]
Der von Ibn Qayyim erbrachte Beweis zeigt, dass die falschen Aussagen, die Ibn Taymiyyah zugesprochen werden, eigentlich nicht von ihm stammen. Außerdem wird eine solche Furcht, die dazu führt, die islamischen Urteile nicht anzuwenden, keinesfalls als Entschuldigung akzeptiert.
Hätte Nadschaschi die ihn erreichten islamischen Urteile aus Furcht vor seinem Volk nicht angewandt, so wäre er dadurch nicht entschuldigt. Diesbezüglich trafen alle Gelehrten einen Konsens. Folgende Beweise zeigen, dass Nadschaschi dadurch nicht entschuldigt wäre:
a) Allah (swt) sagt:
»Fürchtet nicht die Menschen, sondern fürchtet Mich und ändert nicht Meine Urteile, deren Befolgung Ich euch befohlen habe, für etwas Vergängliches von geringem Wert (verheimlicht nichts, sondern erklärt die Wahrheit so, wie sie ist). Wer nicht (in allen Angelegenheiten) mit den Urteilen richtet, die Allah herabgesandt hat, das sind die wahren Leugner.«[10]
In diesem Vers verkündet Allah (swt) das Urteil, dass jene, die aus Furcht vor den Menschen nicht nach dem richten, was Allah (swt) herabgesandt hat, keineswegs entschuldigt sind. Zuvor haben wir erklärt, dass es Kufr ist, mit Gesetzen zu richten, die der Scharia widersprechen.
Bei dieser Tat, die den Menschen aus dem Islam bringt, stellt die Furcht mit Sicherheit weder eine Entschuldigung noch eine Erlaubnis dar. Von einer Erlaubnis kann nur bei starkem Zwang die Rede sein. Jedoch waren weder Nadschaschi noch die anderen Verwalter einem starken Zwang ausgesetzt, da sie jederzeit die Möglichkeit hatten, ihre Ämter aufzugeben.
b) Allah (swt) sagt:
»(O Mein Gesandter!) Du siehst, wie jene, in deren Herzen die Krankheit der Heuchelei ist, zu ihnen (den Juden und Christen) eilen, um sie zu nahen Freunden zu nehmen. Sie sagen (als Vorwand): ›Wir fürchten uns, dass uns etwas Schlimmes zustößt (wenn sie siegreich werden).‹ Allah wird Seinen Propheten (und die Muslime) mit einer Eroberung siegreich machen oder einen Befehl von sich schicken (der die Feinde des Islam auslöscht) sodass sie die Heuchelei, die sie in ihren Herzen verbergen, bereuen.«[11]
Dieser Vers zeigt, dass die Furcht keine Erlaubnis dafür ist, Kufr zu begehen. Demzufolge bewahrt es einen auch nicht davor, ein Kafir zu werden.
c) Ein weiterer eindeutiger Beweis zu dieser Angelegenheit ist das Ereignis zwischen dem römischen König Herakleios und seinem Volk. Als ihn der Brief des Gesandten Allahs (saws) mit der Einladung zum Islam erreichte, wollte er Muslim werden, fürchtete sich jedoch davor, dass sein Volk ihn töten würde, wie es zuvor die christlichen Gelehrten tötete, die zu Muslimen wurden. Daher dachte er sich eine Prüfung aus. Er wollte sich als Muslim ausgeben und die Reaktion seines Volkes beobachten. Als er jedoch sah, dass sein Volk nicht damit einverstanden war und sich gegen ihn auflehnte, überkam ihn Furcht und er widerrief seine Behauptung, Muslim zu sein. Diese Begebenheit um Herakleios wird in Buchari und Muslim überliefert.
Die Überlieferung von Buchari lautet wie folgt:
»Herakleios schrieb einen Brief an seinen Freund in Rom, der bezüglich Wissens auf seiner Stufe war und fragte ihn über den Gesandten Allahs (saws). Hierauf begab er sich in die Stadt Hims. Als er sie erreichte, erhielt er die Antwort seines Freundes, der die Prophetenschaft des Gesandten Allahs (saws) bestätigte. Herakleios bestätigte, dass Muhammad (saws) ein Prophet ist und rief die bedeutendsten Personen seines Volkes zu sich. Als sie zu ihm kamen, befahl er die Tore seines Palastes zu schließen und sagte zu ihnen:
›O ihr Römer! Wollt ihr diesem neu erschienenen Propheten folgen und somit zur Freiheit und Wahrheit gelangen?‹
Als sein Volk dies hörte, wandten sie sich wie erschrockene Zebras den Palasttoren zu und wollten hinaus, doch sie sahen, dass die Tore verschlossen waren. Als Herakleios ihren Zustand sah, gab er die Hoffnung auf, dass sie den Glauben annehmen würden und sagte:
›Bringt sie zu mir!‹
Als sie zurückkamen, sagte er:
›Mit dieser Frage wollte ich euch lediglich prüfen und eure Treue zu eurer Religion sehen. Nun bin ich mir sicher, dass ihr eurer Religion gebunden seid.‹
Daraufhin warfen sich alle Anwesenden vor ihm nieder und waren zufrieden mit ihm. Dies war der letzte Zustand von Herakleios.«
Ibn Hadschar sagte in der Erläuterung dieser Überlieferung über Herakleios folgendes:
»Herakleios wollte, dass sein Volk ihm bezüglich des Eintritts in den Islam gehorcht. So würde er und sein Volk Muslime werden und sein Reichtum und Königtum wären ihm erhalten geblieben. Seine Absicht war es, dass zuerst sein Volk den Islam an-nimmt und hiernach er selbst. Auf diese Weise hätte er seinen Be-sitz schützen können, doch er besaß die Kraft, sein Volk und seinen Besitz zu verlassen und zum Gesandten Allahs (saws) zu flüchten. Hätte er die Belohnung Allahs erhofft, so hätte er dies getan, jedoch tat er es nicht. Nur Allah (swt) leitet zur Wahrheit.«[12]
Dieser Hadith zeigt, dass die Furcht vor seinem Volk der Grund war, weshalb Herakleios nicht in den Islam eintrat. Doch seine Furcht bewahrte ihn nicht davor, ein Kafir zu sein. Zudem war er keinem starken Zwang ausgesetzt und, wie Ibn Hadschar sagte, hatte er die Möglichkeit, zum Gesandten Allahs (saws) zu flüchten. Dieses Ereignis verdeutlicht, dass die Furcht eines Herrschers, der nicht mit der Scharia Allahs, sondern mit menschengemachten Urteilen richtet, ihn nicht davor bewahrt, ein Kafir zu werden. Zugleich verdeutlicht es, dass sie kein Hindernis dafür darstellt, ihn zum Kafir zu erklären.
Zweitens: Nadschaschi starb, bevor die meisten Urteile der islamischen Scharia herabgesandt wurden. Doch zweifellos richtete er mit den Urteilen, die ihn bereits erreichten.
Die Entfernung zwischen Mekka und Abessinien war sehr groß und es gab keine solchen Transportmittel und Kommunikationsmöglichkeiten wie heute, weshalb Nachrichten nur mit großer Verspätung ankamen. Und zwar derart, dass wenn in Mekka Urteile herabgesandt wurden, diese erst nach Jahren Abessinien erreichten. Die folgende Überlieferung in Buchari ist ein klarer Beweis dafür.
Abdullah Ibn Mas’ud (ra) sagte:
»Wir grüßten den Propheten (vor der Auswanderung nach Abessinien), während er im Gebet stand und er erwiderte den Gruß. Als wir dann von Nadschaschi zurückkehrten, grüßten wir ihn, während er im Gebet stand, doch er erwiderte unseren Gruß nicht. Nachdem er sein Gebet beendet hatte, sagte er zu uns:
»Das Gebet ist eine Arbeit und im Gebet wird nicht gesprochen.«[13]
Obwohl die Sahabah bei Nadschaschi die arabische Sprache sehr gut beherrschten und aufs Äußerste bemüht waren, keine Neuigkeit vom Propheten (saws) zu versäumen, erreichte sie die Nachricht, dass im Gebet nicht mehr gesprochen werden darf, erst als sie nach Medina zurückkehrten. Es ist möglich, dass auch andere in Medina offenbarten Urteile Nadschaschi nicht erreichten und er war nur für die Anwendung jener Urteile verantwortlich, die ihn erreicht hatten.
Drittens: Nadschaschi unterwarf sich dem Islam, folgte dem Gesandten Allahs (saws), erfüllte den Tauhid und den Iman, bezeugte, dass ’Isa (as) der Gesandte und Diener Allahs ist und wurde somit Muslim. Dennoch blieb er weiterhin Herrscher und machte keinerlei Zugeständnisse bezüglich des Islam. Er sandte einen Brief an den Propheten (saws) und sagte:
»Wenn du es wünschst, so komme ich zu dir, denn ich bezeuge, dass das, was du sagst, die Wahrheit ist.«
Zudem hat er die Gefährten des Propheten (saws) auf beste Weise beschützt und ihm sogar seinen muslimischen Sohn und weitere sechzig Muslime als Helfer geschickt.
Viertens: Nadschaschi brachte all seine Kraft auf, um den Islam zu erlernen und wandte niemals Urteile an, die den Urteilen Allahs widersprachen. Außerdem verbarg er seinen Glauben nicht, sondern verkündete ihn. Dies geht aus der zuvor erwähnten Überlieferung von Ibn Qayyim hervor, welche er in seinem Buch Zadu’l Ma’ad zitiert.
Dies war der Zustand Nadschaschis. Schande über jene, die ihn als Vorwand bringen, um die Taghut zu verteidigen und deren nichtexistierenden Islam zu beweisen! Die falschen Gelehrten wenden jede List an, um die Menschen irrezuleiten und die Taghut zu verteidigen. Wir sagen nicht, dass die Antworten auf die Scheinargumente dieser Leute Antworten auf alle Scheinargumente sind. Denn die Scheinargumente, die sie hervorbrachten und hervorbringen werden, werden niemals enden.
Folgendes soll jeder wissen! Das Recht auf Entscheidungsgewalt bezüglich der Lebensordnung der Menschen gehört einzig und allein Allah (swt). Wer auch immer behauptet, dieses Recht zu besitzen, hätte sich selbst zu einem Gott erklärt, auch wenn er dies so nicht aussprechen würde. Und wer auch immer ihm folgt und seine Behauptung akzeptiert, hätte ihn zu einem Gott genommen und ihn angebetet, auch wenn er fünfmal am Tag betet, fastet oder tausend Mal »La ilaha illallah« sagt. Ein Muslim, der sich in wahrer Bedeutung Allah (swt) unterwirft, beugt sich nur den Gesetzen Allahs, richtet nur nach den Gesetzen Allahs und lässt nur nach den Gesetzen Allahs über sich richten. Denn dies ist das Erfordernis des Tauhid.
[1] Al-Baqarah: 111
[2] Sira Ibn Hischam
[3] Al-A’raf: 42
[4] Al-Baqarah: 233
[5] At-Talaq: 7
[6] At-Taghabun: 16
[7] Al-Baqarah: 286
[8] Minhadschu’s Sunnah, Band 5, S. 110-120 / Fatawa, Band 19, S. 215-220
[9] Zadu’l Ma’ad, Band 3, S. 62
[10] Al-Ma’idah: 44
[11] Al-Ma’idah: 51-52
[12] Fathu’l-Bari, Band 1, S. 43
[13] Buchari