Kufr duna Kufr

Um die Regenten und Richter zu verteidigen, die statt der islamischen Scharia menschengemachte Gesetze anwenden und um zu verhindern, dass ihnen das Urteil »Kafir« gegeben wird, haben die falschen Gelehrten die Aussagen von Ibn Abbas und Abu Madschliz über den Vers »al-Ma’idah 44« als Beweise angeführt.

Ibn Abbas (ra) sagte:

»Dies ist kein Kufr, der den Menschen aus dem Islam ausstößt.«

Ferner:

»Dies ist ein anderer (kleiner) Kufr.«

Für die falschen Gelehrten gilt: Wenn ein Richter, der die islamische Scharia missachtet und stattdessen menschengemachte Gesetze anwendet, nicht offen behauptet, seine Tat sei erlaubt oder diese Gesetze seien besser als die islamischen oder sogar sagt, dass die islamische Scharia besser ist als diese Gesetze, so hat er einen kleinen Kufr begangen, der ihn nicht zu einem Kafir macht. Wer ihn dennoch zu einem Kafir erklärt, besitzt das Verständnis der Khawaridsch.

Antwort:

Ibn Abbas (ra) sagte diese Worte zweifellos nicht über diejenigen, die das gleiche taten wie die Juden oder über diejenigen, die statt den Gesetzen Allahs dem Menschenverstand entsprungene Gesetze anwendeten. Im Gegenteil… Diese Aussagen dienten als Antwort auf die Khawaridsch, die den Vers al-Ma’idah 44 falsch verstanden hatten und deshalb Mu‘awiyah (ra) und Ali (ra) zu Kuffar erklärten. Als Ali (ra) und Muawiyah (ra) einen Richter zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten ernannten, nahmen sich die Khawaridsch den Vers al-Ma’idah 44 als Beweis, wandten sich von ihnen ab und erklärten sie zu Kuffar.

Ali (ra) bestieg an einem Freitag die Kanzel. Nachdem er Allah (swt) gelobt und verherrlicht hatte, sprach er über die Khawaridsch. Ali (ra) beschimpfte sie und sagte, dass sie eine andere Ansicht als die der Sahabah besitzen.

Abu Razin sagte:

»Als Ali (ra) von der Kanzel herabstieg, versammelten sich die Khawaridsch um die Moschee und sagten:

›Die Entscheidung liegt allein bei Allah.‹

Daraufhin sagte Ali (ra) zu ihnen:

›Ich warte darauf, dass Allah über euch eine Entscheidung trifft.‹ und deutete ihnen mit seiner Hand an, still zu sein. Einer von ihnen steckte seine Finger in die Ohren und las den Vers az-Zumar 65:

(O Mein Gesandter) Gewiss, dir und denjenigen vor dir wurde folgendes offenbart: ›Wenn du Schirk begehst, so wisse, dass die Belohnung deiner guten Taten verloren geht und du (sowohl im Diesseits als auch im Jenseits) zu den Verlierern gehören wirst.‹[1]

Ali (ra) führte Diskussionen mit den Khawaridsch und schickte Ibn Abbas (ra) zu ihnen, damit auch er mit ihnen diskutiert. Ibn Abbas widerlegte alle ihre Argumente. Die meisten von ihnen ließen von ihren Zweifeln ab und kehrten zur Wahrheit zurück. Ali (ra) bekämpfte schließlich die Übrigen, die auf ihrer Ansicht beharrten. Ein Teil der Diskussion zwischen Ibn Abbas (ra) und den Khawaridsch verlief wie folgt:

Ibn Abbas (ra) fragte sie:

»Sagt mir, warum ihr euch gegen den Cousin und Schwiegersohn des Gesandten Allahs (saws), die Muhadschirun und die Ansar auflehnt?«

Sie antworteten:

»Statt den Befehl Allahs auszuführen (nämlich die Aufständischen zu bestrafen), haben sie einen Richter ernannt, um die Streitigkeiten (zwischen Mu‘awiyah und Ali) zu schlichten. Doch Allah (swt) sagt:

›Die Entscheidung gehört allein Allah.‹[2]

Die Menschen haben nicht das Recht, zu richten.«

Ibn Abbas (ra) sagte zu ihnen:

›Wäret ihr damit einverstanden, dass ich eure Behauptung mit einem Vers aus dem Qur’an widerlege?‹

›Ja.‹ erwiderten sie. Und Ibn Abbas (ra) fuhr fort:

›Ihr behauptet: ›Anstatt einen Befehl Allahs auszuführen, haben sie Menschen zu Richtern ernannt.‹

Nun werde ich euch den Vers vorlesen, in dem es heißt, dass ein Richter zur Festlegung einer Strafe ernannt werden soll, wenn während des Ihram ein Kaninchen im Wert von einem Viertel Dirham getötet wird.

Allah (swt) sagt:

›O ihr, die ihr den Iman (an Allah, den Gesandten und das, was ihm herabgesandt wurde) angenommen habt! Tötet bloß kein Jagdwild, wenn ihr (für den Hadsch oder die Umrah) im Ihram seid! Wer von euch es bewusst tötet, dessen Strafe ist es, ein dem Jagdwild ähnliches Opfertier im Haram-Gebiet zu schlachten. Welches (Opfertier) dem (Jagdwild) ähnlich ist, entscheiden zwei gerechte Leute von euch (die sich damit auskennen).‹[3]

Nun frage ich euch um Allahs Willen: Wann ist es eher erforderlich, einen Menschen als Richter zu ernennen? Etwa, um eine Strafe für die Tötung eines Tieres während des Ihram festzulegen oder um das Blut der Menschen zu schützen, das in diesem Kampf fließen würde? Ihr wisst ganz genau, wenn Allah (swt) wollte, hätte Er den Menschen nicht erlaubt, bezüglich der Jagd im Ihram zu richten.

Ebenfalls hat Allah (swt) die Erlaubnis gegeben, einen Richter zu ernennen, um die Streitigkeiten zwischen den Eheleuten zu schlichten und erlaubte dies den Männern.

Allah (swt) sagt:

(O ihr, die ihr die Vormundschaft besitzt!) Wenn ihr befürchtet, dass die Uneinigkeit und die Zerrüttung zwischen den Eheleuten sie zu gegenseitigen Feinden machen, nehmt einen (gerechten) Richter aus der Familie des Mannes und einen aus der Familie der Frau, um diese Zerrüttung aufzuheben. Sollten diese zwei Richter die beste Entscheidung zur Besserung der Eheleute treffen wollen, so wird Allah sie zu einer einheitlichen Entscheidung bringen.‹[4]

Seht ihr euren Fehler im Angesicht dieser Beweise ein?«

Sie antworteten:

›Ja.‹«[5]

Diese Überlieferung zeigt, dass Ibn Abbas (ra) mit den Khawaridsch diskutierte, ihr falsches Verständnis über den Vers al-Ma’idah 44 aufklärte und die Muslime vor der Gefahr solcher Ansichten schützte. Damit die Menschen die Sahabah und die ungerechten Richter nicht zu Kuffar erklären und diesen Vers nicht auf sie anwenden, sagte er zu ihnen:

»Dies ist kein Kufr, der den Menschen aus dem Islam ausstößt.«

Ferner:

»Dies ist ein anderer (kleiner) Kufr.«

Er hat niemals die Richter gemeint, die statt der islamischen Scharia menschengemachte Gesetze anwenden, wie es heutzutage der Fall ist. Zu seiner Zeit ist eine solche Situation ohnehin nie vorgekommen.

Ibn Abbas (ra) und andere Sahabah suchten die Khawaridsch auf, um mit ihnen zu diskutieren, weil sie ganz genau wussten, wie gefährlich ihre Ansicht für das islamische Volk sein konnte. Während in der Gegenwart von Ibn Abbas (ra) über die Khawaridsch und ihre Frömmigkeit gesprochen wurde, sagte er:

»Sie sind nicht frommer als die Juden oder die Christen. Obwohl die Juden und Christen sehr fromm sind, bezeichnete Allah (swt) sie dennoch als Irregehende.«[6]

Ibn Abbas (ra) sagte zudem über sie:

»Sie glauben an die Muhkam-Verse des Qur’an, begehen aber Fehler bei den Mutaschabih-Versen, wodurch sie zugrunde gehen.«[7]

Kommen wir nun zu der Überlieferung von Abu Madschliz…

Mutamir Ibn Sulayman sagte:

»Ich hörte folgendes von Imran Ibn Dschadid:

›Eine Gruppe der Bani Amr Ibn Saddus (Khawaridsch) kam zu Abu Madschliz und sagte:

›O Abu Madschliz! Siehst du die Aussage ›Wer nicht nach dem richtet, was Allah herabgesandt hat, das sind die wahren Leugner‹? Ist dies die Wahrheit?‹

Abu Madschliz sagte:

›Ja.‹

Sie sagten:

›Wer nicht nach dem richtet, was Allah herabgesandt hat, das sind die wahren Ungerechten.‹ Ist dies die Wahrheit?‹

›Ja.‹ antwortete Abu Madschliz.

Daraufhin sagten sie:

›O Abu Madschliz! Richten diese Befehlshaber nach dem, was Allah (swt) herabgesandt hat?‹

Abu Madschliz antwortete:

›Dies (der Islam) ist ihre Religion. Ihr entsprechend leben sie, auf ihr basierend sprechen sie und zu ihr laden sie ein. Wenn sie etwas vom Islam unterlassen, dann ist es ihnen bewusst und sie akzeptieren, dass sie dadurch eine Sünde begehen.‹

›Bei Allah! So ist es nicht, du fürchtest dich bloß vor ihnen.‹ sagten sie.

Abu Madschliz erwiderte:

›Nein, ihr seid es, die sich fürchten. Ich sehe ihre Tat nicht als Kufr an. Ihr aber bezeichnet sie als Kuffar und trotzdem lehnt ihr euch gegen sie nicht auf. Diese Verse wurden jedoch über die Ju-den, Christen und ihresgleichen offenbart.‹«

Eine andere Überlieferung besagt:

Hammad (ra) überlieferte, dass Imran Ibn Dschadid (ra) folgendes sagte:

»Eine Gruppe der Abadiyyah (Khawaridsch) kam zu Abu Madschliz und fragte ihn:

›Wer nicht nach dem richtet, was Allah (swt) herabgesandt hat, das sind die wahren Leugner, Ungerechten und Ungehorsamen. Ist es nicht so?‹

Abu Madschliz sagte (über die Befehlshaber):

›Ihnen ist bewusst, was sie tun und sie akzeptieren, dass sie damit eine Sünde begehen. Doch diese Verse wurden über die Juden und Christen offenbart.‹

›Bei Allah! Du weißt auch, was wir wissen. Doch du fürchtest dich vor ihnen.‹ sagten sie.

›Ihr verdient diese Beschuldigung mehr als ich. Wir jedoch fürchten uns nicht und verstehen diese Verse nicht so, wir ihr sie versteht.‹ erwiderte Abu Madschliz.

Daraufhin sagten sie:

›Nein! Auch ihr versteht das, was wir verstehen, doch aufgrund eurer Furcht erklärt ihr es nicht.‹«[8]

Alle Aussagen von Abu Madschliz, Ibn Abbas oder den Khawaridsch beziehen sich auf die muslimischen Herrscher und Richter von Banu Umayyah (die stets nach der Scharia gerichtet haben). Sie beziehen sich nicht auf demokratische oder säkulare Herrscher, die Staat und Religion voneinander trennen und statt der Scharia Allahs andere Gesetze anwenden. Die heutigen Richter und Herrscher sind zweifellos nach Ansicht aller Gelehrten Kuffar und keine Muslime.

Mahmud Schakir sagte über diese zwei Überlieferungen:

»O Allah! Wir nehmen Zuflucht bei Dir vor dem Irrtum. Jene, die Unruhe stiften und Zweifel verbreiten und heute einflussreiche Personen geworden sind, suchen nach Beweisen dafür, dass der Islam den politischen Mächten erlaubt, die Urteile des Qur’an und der Sunnah zu verwerfen und westliche Gesetze in den islamischen Ländern anzuwenden. Und wenn sie die zwei Überlieferungen von Abu Madschliz finden, stürzen sie sich sofort auf diese, ohne sie richtig zu verstehen. So behaupten sie, es sei möglich, in politischen, wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Bereichen die Kuffar nachzuahmen, indem man ihre Gesetze anwendet und die zwischenmenschlichen Beziehungen auf diesen aufbaut. Sie sagen, dass diejenigen, die diese Urteile anwenden, ihre Gesetze befolgen und zufrieden damit sind, nicht aus dem islamischen Volk austreten.

Wer Kenntnis über den Fragenden, den Befragten und die Umstände besitzt, und sich gleichzeitig diese zwei Überlieferungen vor Augen hält, wird diese Sachlage besser verstehen können. Abu Madschliz gehörte zu den Tabi‘in. Sein richtiger Name war Lahiq Ibn Hamid asch-Schaybani as-Sadusi. Er mochte Ali (ra) sehr. Das Volk von Abu Madschliz befand sich bei dem Vorfall von Banu Schayban, Siffin und Dschamal auf der Seite von Ali (ra). Nachdem bei Siffin zwei Richter (zur Schlichtung der Streitigkeit zwischen Ali und Mu‘awiyah) ernannt wurden und die Khawaridsch sich daraufhin von Ali (ra) abwandten, schloss sich eine Gruppe von Banu Schayban und Banu Sadus ihnen an. Jene, die Abu Madschliz befragten, gehörten zu dieser Gruppe, die man ›Abadiyyah‹ nannte. Genauso wie die Khawaridsch machten sie nach dem Vorfall von Siffin Takfir auf die Befehlshaber, weil diese bei der Ernennung eines Richters angeblich nicht nach dem gehandelt hätten, was Allah (swt) herabgesandt hat.

Einige der Abadiyyah, die Abu Madschliz befragten, führten den Vers al-Ma’idah 44 an, damit auch er die Befehlshaber zu Kuffar erklärt und ihre eigenen falschen Ansichten unterstützt. Abu Madschliz jedoch sagte, dass dieser Beweis nicht auf sie angewandt werden kann: ›Sie (die Führer) wissen, dass sie eine Sünde begehen, wenn sie etwas aus dem Qur’an und der Sunnah nicht anwenden.‹ Man sieht also, dass diese Situation nicht mit der heutigen vergleichbar ist. Das oben erwähnte Ereignis kann für jene, die Unheil stiften und Zweifel verbreiten, nicht als Beweis dafür dienen, um die herrschenden nichtislamischen politischen Mächte für rechtmäßig zu erklären.

Die heutigen Regierungen haben sich vollkommen von der Wahrheit entfernt. Sie verwarfen die Urteile Allahs und Seines Gesandten, führten westliche Systeme ein und stellten diese über die Urteile Allahs. Nach Ansicht aller Gelehrten ist dies Schirk und Kufr und daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Wer auch immer damit einverstanden ist, dass diese menschengemachten Gesetze eingeführt werden oder es gar umsetzen möchte, ist zweifellos aus dem Islam ausgetreten und ein Kafir geworden. Die Lage, in der wir uns heute befinden, ist sehr furchterregend. Alle Urteile Allahs sind ausnahmslos außer Kraft gesetzt worden und an ihrer Stelle wurden menschengemachte Gesetze eingeführt. Die Anzahl jener, die behaupten, die menschengemachten Gesetze stünden über den Gesetzen Allahs, ist gestiegen. Sie behaupten, die islamische Scharia gehöre nicht in unsere Zeit, die Qur‘an-Verse seien nur für die Begebenheiten früherer Epochen gekommen, galten nur für diese Epochen und seien somit in der heutigen Zeit nicht mehr gültig.

Wie kann man nur die heutige Situation mit dem Ereignis zwischen Abu Madschliz und der Abadiyyah vergleichen? Auch wenn davon die Rede sein sollte, dass in ihrer Zeit angeblich ein Urteil Allahs nicht angewandt wurde, wie sie es ja behaupten, wie kann man es bloß als Beweis für die heutigen Herrscher vorbringen? Diese beiden Situationen gleichen einander nicht im Geringsten. Die Muslime haben niemals menschengemachte Maßstäbe und Gesetze statt der islamischen Scharia eingeführt und das Volk dazu gezwungen, sie anzuwenden. Solch ein Ereignis hat in der islamischen Geschichte zu keiner Zeit stattgefunden.

Des Weiteren gilt: Wer in einem bestimmten Fall nicht nach den Urteilen Allahs richtet, hat sich versündigt. Entweder tat er dies unbewusst oder weil er seinen Begierden folgte. Dies kann jedoch durch die Taubah verziehen werden. Im Idschtihad wurde den anderen Gelehrten widersprochen, aber auch hier basierte die Auslegung auf Beweisen aus Qur’an und Sunnah. Doch sei es zu der Zeit von Abu Madschliz oder nach ihm, niemals war davon die Rede, das Urteil Allahs zu verändern, zu leugnen oder das Kufr-Urteil vorzuziehen. Auch die Diskussionen zwischen Abu Madschliz und der Abadiyyah hatten nichts damit zu tun und können nicht als Beweis vorgebracht werden, um die politischen Mächte als islamische Staaten darzustellen. Dies ist ein unverzeihbarer Fehler, der Kufr ist.

Das Urteil über den, der diese zwei Überlieferungen verdreht und zu ihren Gunsten falsch auslegt und dann behauptet, es sei erlaubt, nach etwas anderem zu richten als den Gesetzen Allahs, ist Kafir und Murtad. Er muss zur Taubah aufgefordert werden und wenn er nicht bereut, so bekommt er das Urteil einer Person, die auf ihrem Kufr und ihrer Abtrünnigkeit beharrt.«[9]

Ahmad Schakir sagte:

»Die Aussagen von Ibn Abbas, Abu Madschliz und anderen entsprechen der Wahrheit und es gibt nichts gegen sie einzuwenden. Sie haben nicht über das geredet, was heutzutage gegenwärtig ist. Ihre Diskussionen handelten nicht über Menschen, die an-dere Gesetze statt denen Allahs anwenden.«[10]

Für die Abadiyyah ist Ungerechtigkeit Kufr. Selbst wenn keine Ungerechtigkeit vorliegt, sondern lediglich ein Mensch zum Richter ernannt wird, ist es für sie ebenfalls Kufr. Die Diskussion zwischen ihnen und Abu Madschliz handelte über Herrscher, die ungerecht waren und nicht über Herrscher, die die Urteile Allahs änderten oder statt diesen menschengemachte Urteile anwandten. Als Beweis für ihre Behauptung führten sie den Vers al-Ma’idah 44 an. Abu Madschliz jedoch widersprach ihnen und sagte, dass das Urteil dieses Verses nicht auf diese Herrscher angewandt werden kann, weil sie die islamische Scharia als Religion angenommen haben und sich keinen anderen Urteilen außer der Scharia unterwerfen. Es ist der größte Irrtum, die Antworten von Abu Madschliz als Beweis zu nehmen, um die heutigen Herrscher, die die islamische Scharia verwerfen und menschengemachte Gesetze anwenden, zu entschuldigen. Denn solche Zustände, wie wir sie heute vorfinden, gab es weder zu Zeiten von Abu Madschliz noch zu Zeiten von Ibn Abbas.

Weil die Khawaridsch die erste und größte Prüfung für die Muslime waren, haben die Sahabah dieses Ereignis niemals aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Deshalb haben sie, wenn immer sie den Vers al-Ma’idah 44 erklärten, gleichzeitig die Ansichten der Khawaridsch widerlegt. Denn der größte Beweis der Khawaridsch für den Takfir auf die ungerechten Herrscher war nur dieser Vers. Wie können dann die Aussagen der Sahabah über die ungerechten Herrscher »Ein Kufr, der sie nicht aus dem Islam bringt« als Beweis für die heutigen Herrscher, die die islamischen Gesetze nicht beachten und statt diesen menschengemachte Gesetze anwenden, gebracht werden? Der Unterschied zwischen diesen beiden Herrschern ist wie der Unterschied zwischen einem Kafir und einem Muslim.


[1]        Musannaf, Ibn Abi Schayba, Band 5, S. 121

[2]        Yusuf: 40

[3]        Al-Ma’idah: 95

[4]        An-Nisa: 35

[5]        Hakim überlieferte in Mustadrak Band 2, S. 150-152 und sagte ›Sahih nach den Bedingungen von Muslim.‹ Dhahabi stimmte dieser Ansicht zu / Ahmad überliefert zusammenfassend in Musnad Band 1, S. 342 / Bayhaqi überlieferte in Assunanu‘l Kubra, Band, 8, S. 179 / Tabarani, Mudschamu Kabir / Abdurrazzaq, Mushannafin / Ibn Abdul Bar, Dschami’ul Bayan, S. 375-277

[6]        Ibn Abu Schayba, Band 15, S. 313 / Lalikai Scharhu’s-Sunnah, Band 8, S.1322, Hadith-Nr. 2325

[7]        Lalikai Scharhu’s Sunnah, Band 8, S. 1322

[8]        Tafsir Tabari, Band 10, S. 347

[9]        Tafsir Tabari, Band 1, S. 348, Fußnote: 2

[10]       Umdatu’t Tafsir, Band 4, S. 157