Die Bindung unter den Muslimen muss gestärkt werden

Ein Staat ist wie ein Gebäude. So wie ein Gebäude aus Steinen besteht, so besteht ein Staat aus Individuen. Sind die Steine eines Gebäudes nicht fest miteinander verbunden, ist dieses Gebäude dem Zerfall verdammt. 

Aus diesem Grund war das Erste, was der Prophet Muhammad (saws) getan hat, als er den islamischen Staat in Medina gründete, die Bindung unter den Muslimen zu stärken. Er wusste ganz genau, wenn zwischen den Einwohnern von Medina keine feste Bindung besteht, wird dieser Staat nicht lange bestehen bleiben. 

Der Gesandte Allahs (saws) fing zuerst damit an die Bindung unter den Muhadschirun zu stärken. Er machte es ihnen als Erster vor, indem er Ali (ra) bei der Hand nahm und sagte: „Das ist mein Bruder.“ (Hakim) 

Danach begannen die Sahaba es ihm gleich zu tun. Hamza mit Zayd, Abu Bakr mit Umar, Talha mit Zubayr und Abdurrahman mit Uthman (ra). 

So wurden alle Sahaba zu Brüdern. Dies war solch eine Brüderlichkeit, die einen Reichen, wie Hamza, mit einem ehemaligen Sklaven, wie Zayd, zusammenbrachte. Sie liebten sich mehr als ihre leiblichen Brüder. So sehr, dass sie sich sogar gegenseitig ihr Erbe vermachten. 

Die Brüderlichkeit zwischen den Ansar wurde unter der Führung von Musab Ibn Umayr geschlossen. Die beiden Stämme der Ansar, Aws und Hazradsch, waren zuvor Erzfeinde. Eine gegenseitige Feindschaft, die von keiner Macht der Welt geschlichtet werden konnte, wurde durch den Islam beigelegt. Der Islam hat sie jegliche Feindschaft vergessen lassen und sie zu Brüdern gemacht. Nun richtete sich ihre Feindschaft nicht mehr gegeneinander, sondern gegen jene, die sich Allah (swt) und Seinem Gesandten widersetzten und dem Islam nicht folgten. 

Nachdem die Brüderlichkeit unter den Muhadschirun und die Brüderlichkeit unter den Ansar geschlossen wurde, ging es nun darum die Ansar und die Muhadschirun zu Brüdern zu machen. 

Als der Gesandte Allahs (saws) nach Medina kam, schrieb er einen Brief, worin er zur Bindung zwischen den Ansar und den Muhadschirun aufrief. Er sagte zu ihnen, dass sie eine höhere Stellung besäßen als andere Gemeinschaften, dass sie gegenseitig Brüder seien, dass kein Muslim seinen Bruder im Stich ließe, dass die Überlegenheit untereinander nicht durch Besitz zustande käme, sondern ausschließlich durch Taqwah. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte zu ihnen: „Werdet für Allah paarweise Brüder.“ (Ibn Hisham) 

Die Ansar und Muhadschirun hielten sich fest an dieses Abkommen. So wurden z.B. Zubayr Ibn Awwam mit Ka’b Ibn Malik, Musa Ibn Umayr mit Abu Ayyub, Sa’d Ibn Abi Waqqas mit Sa’d Ibn Muadh zu Brüdern. 

Einst kamen die Ansar zum Gesandten Allahs (saws) und sagten: „Teile die Dattelpalmen zwischen uns und den Muhadschirun zu gleichen Teilen auf.“ Er sagte: „Das geht nicht.“Daraufhin sagten die Ansar zu den Muhadschirun: „Wenn ihr uns dabei helft die Dattelpalmen zu bewässern und die Datteln einzusammeln, teilen wir den Gewinn mit euch.“ Woraufhin die Muhadschirun dies akzeptierten. (Buchari)

Als der Gesandte Allahs (saws) Kriegsbeute erhielt, sagte er zu den Ansar: „Ihr könnt einen Teil eurer Wohnungen und eures Eigentums den Muhadschirun überlassen und die Kriegsbeute zwischen euch und ihnen aufteilen. Oder ihr behaltet eure Wohnungen und euer Eigentum und die Kriegsbeute soll nur unter den Muhadschirun aufgeteilt werden.“Die Ansar sagten: „O Gesandter Allahs, wir teilen unsere Wohnungen und unser Eigentum mit den Muhadschirun und wollen auch nichts von der Kriegsbeute. Die Kriegsbeute soll unter ihnen aufgeteilt werden.“ (Tafsir Baghawi)  

Diese Brüderlichkeit führte nicht nur dazu, dass sie Teile ihrer Wohnungen und ihres Eigentum den Muhajirun überlassen wollten, sondern auch ohne zu zögern von meist Geschätztem zu geben bereit waren.

Abdurrahman Ibn Auf sagte: „Als ich nach Medina kam schloss der Gesandte Allahs zwischen mir und Sa’d Ibn Rabi’ den Bund der Brüderlichkeit. Er sagte zu mir: ‚Ich bin der Reichste unter den Ansar, so soll die Hälfte meines Besitzes dir gehören. Sage mir welche meiner Frauen du möchtest, ich lasse mich von ihr scheiden und du kannst sie nach der vorgeschriebenen Frist heiraten.’ Ich sagte: ‚Möge Allah deinen Besitz und deine Frau segnen, ich brauche sie nicht. Zeige mir lediglich den Markt.’ Er brachte mich zum Kaynuka Markt, dort verkaufte ich Rohöl und eine Art Käse. Nach kurzer Zeit hatte ich einen großen Verdienst.“ (Bukhari)    

Wenn wir uns die Hadithe anschauen, die aus dieser Etappe der islamischen Bewegung stammen, so sehen wir, dass sie immer die Brüderlichkeit beinhalten. 

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: „Die Muslime sind wie die Steine einer Mauer, die sich gegenseitig halten.“ (Buchari, Muslim)

„Keiner von euch ist ein Mu’min, bis er seinem Bruder nicht das wünscht, was er für sich selbst wünscht.“ (Buchari, Muslim)

„Wer gesättigt einschläft, während sein Nachbar hungert, der gehört nicht zu uns.“ (Buchari, Muslim)

„Alle Muslime sind untereinander Brüder. Der Muslim fügt dem anderen Muslim kein Unrecht zu und lässt ihn nicht im Stich. Wer einem Muslim in seiner Sache hilft, so hilft ihm Allah auch in seiner. Wenn ein Muslim die Sorge eines anderen Muslims aufhebt und ihm Freude bereitet, so wird Allah im Jenseits seine Sorgen aufheben und ihm Freude bereiten. Wer bei einem Muslim einen Fehler sieht und es bedeckt hält, so wird Allah im Jenseits seine Fehler bedecken.“ (Buchari, Muslim)

Diese Hadithe und auch das Abkommen der Brüderlichkeit, zeigen uns, dass der Gesandte Allahs (saws) sich darum bemühte die Muslime zu einem einzigen starken Körper zu formen. Denn wenn das Innengerüst des Staates stark ist, so werden dadurch die Tore zur Fitna innerhalb des Staates geschlossen und den Gefahren von Außen standgehalten. Und dass der Gesandte Allahs (saws) darauf so intensiv beharrte, war nicht umsonst.