Allah (swt) sagt:
»Gewiss, die Mu’minun sind Brüder (im Glauben).«[1]
Sollte der Mu’min die anderen Mu’minun nicht als seine Brüder ansehen und sich ihnen gegenüber nicht so verhalten, als seien sie seine leiblichen Brüder, so hätte er den wahren Iman nicht verinnerlicht.
Allah (swt) sagt:
»So versöhnt (entsprechend der islamischen Scharia) eure Brüder (die eine Meinungsverschiedenheit haben) als eine Pflicht dieser Brüderlichkeit und fürchtet Allah (indem ihr Seine Befehle ausführt und Seine Verbote einhaltet), damit ihr die Gnade Allahs erhalten könnt.«[2]
Auch bei Brüdern können Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten oder Antipathien auftreten, jedoch werden diese weder ihre Brüderlichkeit beeinflussen noch die gegenseitigen Pflichten aufheben. Die islamische Brüderlichkeit basiert keineswegs nur auf theoretischen Aussagen, sie muss vielmehr in der praktischen Ausübung zum Tragen kommen. Falls die Mu’minun sich nicht füreinander einsetzen, bleibt die Brüderlichkeit nur in der Theorie und geht über eine Behauptung nicht hinaus.
Es gibt zahlreiche Überlieferungen, die eine vorbildliche Beziehung der Mu’minun untereinander erkennen lassen. So sagte etwa Ibn Mas’ud (ra) zu den Muslimen:
»O ihr, die ihr mir meine Trauer beseitigt.«[3]
Aus dieser Überlieferung wird deutlich, wie nahe sich die Muslime stehen sollten. Selbstverständlich kann man nicht über eine islamische Brüderlichkeit reden, wenn man nur an sich selbst denkt und das Wohl seiner Brüder übersieht; wenn man nur an die eigene finanzielle Absicherung denkt und dabei der Mittellosigkeit seiner Brüder gleichgültig gegenübersteht; wenn man die Muslime anlächelt, aber hinterrücks eine List gegen sie vorbereitet; wenn man den Muslimen Freundschaft zeigt, nur um sie ausnutzen zu können; wenn man die Schwächen eines Bruders erforscht und sie gegen ihn anwendet; wenn man die Feindschaft und den Hass, welche man den Kuffar entgegenbringen sollte, gegenüber den Muslimen empfindet und diese auch in bestimmten Situationen offen zeigt.
+Islamische Brüderlichkeit bedeutet, dass man in guten und in schlechten Zeiten füreinander das gleiche Ausmaß an Zuneigung und Verbundenheit empfindet und die gegenseitigen Verpflichtungen erfüllt. Es bedeutet, dass man sich all dessen entledigt und nach Möglichkeit beseitigt, was sich dieser Liebe und Freundschaft entgegenstellt und sie gefährdet. Nur eine Gruppe, die diese Bedeutung der islamischen Brüderlichkeit verinnerlicht und sie in die Tat umsetzt, kann siegen und ihre Feinde überwältigen.
[1] Al-Hudschurat: 10
[2] Al-Hudschurat: 10
[3] Ibn Hibban, Rawdatu’l Uqala, S. 92