At-Tasdiq (Bestätigen)

Mit »At-Tasdiq (Bestätigen)« ist gemeint; Den Worten des Gesandten Allahs (saws) zu glauben. Was er sagt, ist die Wahrheit, und er sagte nur das Richtige. Gewiss, seine Worte sind in Bezug auf Wortlaut und beabsichtigte Bedeutung wahr. 

Falls die im Qur‘an und in der Sunnah vorkommenden Begriffe über Allah (swt), die einen Vergleich mit den Geschöpfen in den Sinn bringen, verwendet werden, so muss ein Mu‘min eindeutig wissen, dass mit diesen eine Bedeutung gemeint ist, die der Erhabenheit und der Größe Allahs (swt) gebührt, und dass der Gesandte Allahs (saws) in seinen Beschreibungen über Allah (swt) das Richtige gesagt hat. Zudem bedeutet es, dass ein Mu‘min daran glaubt, dass die Worte des Gesandten Allahs (saws) richtig sind und was er über Allah (swt) berichtet hat, wahr ist, und dazu folgendes sagt: 

»Wir glauben an alles, was der Gesandte Allahs (saws) berichtet hat und bestätigen es.« 

Gewiss, Allah (swt) ist so, wie Er Sich Selbst und wie der Gesandte Allahs (saws) Ihn beschrieben hat. Aus diesem Grund ist das, was der Gesandte Allahs (saws) mit diesen Begriffen über Allah (swt) sagt, hinsichtlich der Bedeutung, mit der Allah (swt) sich selbst beschreibt und der Art, wie Er es sagt, wahr. Selbst wenn du die wahre Bedeutung dieser Begriffe nicht kennst, bist du dazu verpflichtet, daran zu glauben, dass ihre Bedeutungen Allah (swt) gebühren und wahr sind. 

Falls du sagst: 

»Eine Bestätigung erfolgt nur dann, wenn die zu bestätigenden Dinge verstanden sind. Auch der Iman erfolgt nur dann, wenn die zu glaubenden Dinge verstanden sind. Falls demnach jemand die Bedeutungen dieser Begriffe nicht kennt, wie soll er daran glauben, dass die Person, die diese Begriffe nutzt, auch das Richtige gesagt hat?« dann wird dir folgende Antwort gegeben: 

Der Glaube an eine mehrdeutige Nachricht, den du für unmöglich hälst, ist nicht unmöglich. Jeder mit Verstand weiß, dass mit diesen mehrdeutigen Worten unbedingt eine Bedeutung gemeint ist. Erwähnt jemand einen Namen, so versteht man, dass er eine Person meint. Nennt jemand diesen Namen in einem Gespräch, so verstehen die Gesprächspartner, dass es sich dabei um eine Person handelt. Teilt ein glaubwürdiger Mensch eine Information über den mit, dessen Namen er nannte, ist es möglich, dass die Gesprächspartner die Richtigkeit dieser Nachricht bestätigen, selbst wenn sie ihre Bedeutung nicht verstehen. 

Die Bestätigung einer mehrdeutigen Aussage (ohne Festlegung ihrer Bedeutung) ist etwas, was der Verstand akzeptiert. Es ist möglich, dass mit diesen Begriffen, die Allah (swt) und Sein Gesandter (saws) nutzten, um über Allah (swt) zu berichten, keine bestimmte Bedeutung, sondern mehrere Bedeutungen zu verstehen sind. Auch ist es vom Verstand her möglich, diese mehrdeutigen Worte zu bestätigen, ohne die beabsichtigte Bedeutung zu verstehen. 

Beispiel: Wenn jemand sagt: »Im Haus befindet sich ein Lebewesen« kann er mit dem mehrdeutigen Wort »Lebewesen« einen Menschen, ein Pferd oder ein anderes Lebewesen meinen. Vom Verstand her ist es möglich, seine Aussage »Im Haus befindet sich ein Lebewesen« zu bestätigen, ohne zu wissen, was er damit meint. Sogar wenn er sagt »Im Haus befindet sich etwas«, ist es möglich, ihn zu bestätigen, ohne zu wissen, was er mit »etwas« meint (der Verstand würde das akzeptieren). 

In gleicher Weise würde jemand aus der Ayah »Ar-Rahman machte Istiwa zum Thron« verstehen, dass ein mehrdeutiges Wort auf den Thron bezogen wird, um etwas Bestimmtes mit ihm in Verbindung zu bringen. Es ist möglich, zu bestätigen, dass mit dem Wort »Istiwa« etwas Bestimmtes mit dem Thron in Verbindung gebracht wird, auch wenn man nicht genau versteht, worum es sich dabei handelt. D.h. es ist möglich, die Nachricht »Ar-Rahman machte Istiwa zum Thron«zu bestätigen, ohne die Kenntnis darüber zu besitzen, welche Bedeutung das Wort »Istiwa« hat.

Falls du sagst: 

»Welchen Nutzen hätte es, in der Ansprache zu einem Menschen Worte zu benutzen, die er nicht versteht?« dann wird dir folgende Antwort gegeben:

Die Personen, die hier angesprochen werden, sind in der Lage, die Ansprache zu verstehen. Dies sind die Awliya oder Gelehrte, die im Wissen weit voraus sind. Diese haben die Ansprache, die ihnen galt, auch verstanden. Es ist nicht erforderlich, dass man Personen, die einen ausgereiften Verstand besitzen und die Pubertät erreicht haben, in einer Weise anspricht, die für Kinder verständlich wäre. 

Das Verhältnis von einem einfachen Bürger zu einem Gelehrten, der hinsichtlich Wissen ein Experte ist, ist wie das Verhältnis von einem Kind, das die Pubertät noch nicht erreicht hat und keinen ausgereiften Verstand besitzt, zu einem Erwachsenen mit ausgereiftem Verstand. Die Kinder, die die Pubertät noch nicht erreicht haben und keinen ausgereiften Verstand besitzen, müssen die Erwachsenen mit ausgereiftem Verstand fragen, was sie aus der an sie gerichteten Ansprache verstanden haben. Diese müssen dann den Kindern folgendermaßen antworten: »Das, was hier gesagt wird, hat mit euch nichts zu tun, ihr seid hier nicht angesprochen. Beschäftigt euch nicht damit, wendet euch stattdessen anderen Dingen zu, die ihr auch versteht.«

Falls die Unwissenden die Gelehrten in einer Angelegenheit befragen, die erstere auch verstehen können, dann können sie ihnen ihre Fragen beantworten. Sind sie nicht in der Lage, es zu verstehen, dann wird ihnen folgendes gesagt: 

»Das Wissen, welches euch gegeben wurde, ist (im Gegensatz zum Wissen Allahs)sehr gering.«[1]

Falls die Erklärung der Bedeutung dieser Begriffe euch schaden wird, weshalb fragt ihr danach? Unterlasst daher, solche Fragen zu stellen. Diese Begriffe haben Bedeutungen. Auch wenn ihr keine Kenntnis über ihre Bedeutungen besitzt, ist es für euch Pflicht, daran zu glauben, dass sie im Qur‘an vorkommen. Die Modalität (Kayfiyyah) dieser Bedeutungen ist euch verborgen und die Frage danach eine Bid‘a. So wie Imam Malik es sagte: 

»(Dass) das Wort Istiwa (im Qur‘an vorkommt) ist bekannt. Seine Modalität ist unbekannt, der Glaube daran ist jedoch Pflicht.«

Aus diesen Erklärungen geht folgendes hervor: 

Es ist (verstandesgemäß) möglich, an etwas zu glauben, das mehrere Bedeutungen hat, bzw. worüber man im Sinn keine detaillierte Kenntnis besitzt. Was jedoch den Taqdis betrifft, also das Freisprechen Allahs von Mangelhaftigkeiten, so gilt, dass dieser detailliert erfolgen muss. Allah (swt) von Mangelhaftigkeiten freizusprechen bedeutet, alles, was Ihm an Unmöglichem zugesprochen wird, abzulehnen. Die Ablehnung im Allgemeinen ist nicht ausreichend, es muss unbedingt detailliert abgelehnt werden. Das Unmögliche über Allah (swt) sind Körper und das, was mit Körpern verbunden ist. Mit Körper meinen wir ein Ding, das eine Masse, Länge, Breite und Tiefe hat; wenn es kräftig ist, ein anderes Ding daran hindert, seine Stelle einzunehmen, wenn es schwach ist, durch eine Schubkraft eines anderen Dinges seine Stelle verlässt. 

Der Grund dafür, dass wir den Begriff »Körper« erklären, obwohl seine Bedeutung offenkundig ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der einfache Bürger nicht versteht, was mit diesem Begriff gemeint ist.

Imam Ghazali – Ildschamu’l Awam


[1]Sure al-Isra: 85

[2]Abu Abdullah Malik Ibn Anas Ibn Malik Ibn Abi Amir. Er wurde 93 n.H. in Medina geboren und verstarb dort im Jahre 179. Er ist ein großer Gelehrter, Mudschtahid und Imam der Malikitischen Rechtschule. Einige seiner Bücher sind: Muwatta und Risalatun fi‘lQadar.