Arten der Ibada: 9. Die Furcht (Khauf)

Allah (swt) sagt:

»Dies ist die Ängstigung des Schaytans mittels seiner Freunde. Wenn ihr wahrhaftig (an Allah und Seinen Gesandten) glaubt, so fürchtet sie keinesfalls (wendet euch von Meinen Befehlen nicht ab), fürchtet nur Mich (haltet Meine Befehle und Verbote ein)[1]

In diesem Vers befiehlt uns Allah (swt), nur Ihn zu fürchten. Dies zeigt, dass die Furcht eine Ibada ist. Sie ist eine der wichtigsten und größten Arten der Ibada und der Tauhid erfordert, dass man nur Allah (swt) fürchtet.

Es gibt folgende drei Arten der Furcht:

a) Die Furcht, die großer Schirk ist:

Dies ist die Furcht vor Menschen oder Jinn in Angelegen­heiten, die nur in der Hand Allahs liegen. Hierbei glaubt man, dass sie einem auch ohne die Erlaubnis Allahs Schaden zufügen oder Krankheit und Armut herbeiführen könnten.

Die Furcht vor Toten oder Gegenständen im Glauben daran, dass sie einem schaden könnten, ist ebenfalls großer Schirk. Auch wenn es sich um etwas handelt, wozu der Tote zu Lebzeiten imstande war, wie z.B. die Furcht davor, dass er einen schlagen könnte. Dies ist großer Schirk, weil Tote nicht die Macht haben, so etwas zu tun.

Die Anbetung eines Geschöpfes aus Furcht vor diesem ist ebenfalls großer Schirk. Wie z.B., dass man aus Furcht vor einer Person ihr ein Opfer darbringt; oder den Jinn etwas opfert, damit sie einem nicht schaden. Das alles ist großer Schirk.

b) Die Furcht, die kleiner Schirk ist:

Von dieser Art der Furcht spricht man dann, wenn aus Furcht vor Menschen eine Pflicht nicht erfüllt oder ein Verbot begangen wird.

Hierzu gehören z.B. die Unterlassung der Dawa oder des Pflicht-Jihads aus Furcht vor den Menschen; das Abrasieren des Bartes oder die Unterlassung des „Amri bi’l Maruf – Nahyi ani’l Munkar“ aus Furcht vor Verspottung oder Beschimpfung sowie das Fernbleiben vom Gemeinschaftsgebet aus Furcht, seine Arbeit zu verlieren. Dazu gehört auch, dass man aus Furcht vor einem Menschen diesem in Angelegenheiten gehorcht, die verboten sind.

Allah (swt) sagt:

»(O ihr Muslime!) Wollt ihr nicht gegen ein (ungläubiges) Volk kämpfen, das (den Islam verbal angriff) seinen Eid brach (indem es eure Feinde gegen euch unterstützte) und versuchte den Gesandten (Muhammad aus seiner Heimat) zu vertreiben? Sie waren es doch, die mit dem Krieg begonnen haben, indem sie (den Stamm Huza in der Zeit der Hudaybiya-Vereinbarung und) euch (in Badr) angriffen. Fürchtet ihr sie etwa? Falls ihr wirklich (daran) glaubt (dass ihr nicht die Muschrikin, sondern Allah fürchten müsst), so wisset, dass Allah würdiger ist, von euch gefürchtet zu werden (aufgrund Seiner Strafe für euch, falls ihr den Kampf gegen die Muschrikin unterlasst)[2]

Der Gesandte Allahs (saws) sagte:

»Im Jenseits wird Allah Seinen Diener fragen: ›Was hat dich daran gehindert, das Schlechte zu ändern, als du es gesehen hattest?‹ Der Diener wird sagen: ›Mein Herr! Die Furcht vor den Menschen.‹ Allah (swt) wird ihm antworten: ›Dass du dich vor Mir fürchtest, hatte Vorrang.‹«[3]

c) Die normale (veranlagte) Furcht:

Dies ist die Furcht, die gegenüber einem Feind, einem Raubtier oder etwas ähnlichem empfunden wird.  Gegen diese Art der Furcht gibt es aus islamischer Sicht weder Bedenken noch widerspricht sie dem Tauhid, da man hierbei daran glaubt, dass diese Geschöpfe einem nur mit der Erlaubnis Allahs Schaden zufügen können.

Allah (swt) sagt:

»Als die beiden Kläger plötzlich dort eintraten, wo Dawud betete, erschrak er sich.«[4]

»Ibrahim spürte innerlich Angst vor ihnen (als er sah, dass die Gäste nichts aßen). Die Engel (bemerkten dies und) sagten (um ihn zu beruhigen): ›Fürchte dich nicht vor uns (wir sind die Gesandten Allahs).‹«[5]

»Musa folgte dem Rat (des Mannes) und verließ die Stadt in Furcht, während er sich (immer wieder) umsah. Er betete zu Allah: ›Mein Herr, rette mich vor diesem ungerechten Volk (auf dass sie mich nicht ergreifen).‹«[6]


[1] (Al-i Imran: 175)

[2] (at-Tauba: 13)

[3] (Ahmad bin Hanbal)

[4] (Sad: 22)

[5] (adh-Dhariyat: 28)

[6]  (al-Qasas: 21)