Nichts ist Ihm gleich

Einleitung

Ich ersuche Hilfe von Allah, lobe Ihn mit einem sich stets mehrenden, niemals verringernden Lob. Möge Allah den Propheten Muhammad, seine Gefährten und jeden, der auf ihrem Weg schreitet, auf lobenswerte Stufen im Paradies erhöhen und sie vor jeglichem Schaden im Jenseits bewahren. O Allah! Lasse uns zu ihnen gehören. Amin!

Allah möge dir zum Rechten Weg verhelfen und dir die Wahrheit aufzeigen! Ich sah, wie sehr sich die Unwissenheit über Allah verbreitete, Allah mit Geschöpfen verglichen und Ihm Eigenschaften von Körpern zugeschrieben wurden. Der Schirk, die Bid‘a und jeglicher Irrglaube über Allah nahmen immer mehr zu. Mit den Bemühungen falscher Gelehrten wurde all das ungerechterweise als »Der Tauhid«, »Die Wahrheit« oder »Der Glaube der Sahaba« bezeichnet. Aus diesem Grund wollte ich die Wahrheit darlegen, das Wissen über den Taqdis erläutern, die Regeln aufzeigen, wie man alles Ungebührende von Allah abweist, und die Irrlehren der Muschabbiha aufdecken. Damit derjenige, der zu Grunde geht, bewusst zu Grunde gehe, und derjenige, der auf dem Rechten Weg schreitet, bewusst darauf schreite. Mein Erfolg hierbei kommt nur mit der Hilfe Allahs zustande. Nur auf Ihn vertraue ich und nur Ihm wende ich mich zu.

Wisse, die wichtigste Pflicht eines jeden ist es, Allah von allen Mangelhaftigkeiten freizusprechen (Taqdis bzw. Tanzih) und Ihn für einzig zu erklären (Tauhid). Denn die Unwissenheit im Wissen über den Taqdis und Tanzih führt zu einem fehlerhaften Verständnis des Tauhid und einer mangelhaften Kenntnis darüber, was bezüglich Allah notwendig, unmöglich oder möglich ist. Zudem führt die Unwissenheit im Wissen über den Taqdis bzw. Tanzih zwangsläufig dazu, dass man Allah mit den Geschöpfen vergleicht (Taschbih) und Ihm Körper oder Eigenschaften von Körpern zuschreibt (Tadschsim). Sei die Person, die unwissend über den Taqdis und Tanzih ist, sich ihres Zustandes bewusst oder auch nicht.

Allah für einzig zu erklären bedeutet, Ihn von jeglicher Mangelhaftigkeit fernzuhalten und daran zu glauben, dass Er vollkommen ist. Dies jedoch erfordert, dass Allah in keinerlei Hinsicht mit den Geschöpfen verglichen wird, denn diese sind in jeder Hinsicht mangelhaft. Allah von allen Mangelhaftigkeiten freizusprechen und Ihn für einzig zu erklären, ist die wichtigste unter den Arten des Tauhid. Denn ohne den Angebeteten zu kennen, findet die Anbetung keine Akzeptanz. Den Angebeteten zu kennen erfordert jedoch zunächst, ihn für einzig zu erklären.

Wisse, es ist für die Geschöpfe nicht möglich, die Wirklichkeit Allahs in irgendeiner Hinsicht zu kennen. Es gibt weder etwas, das Ihm auf irgendeine Weise ähnelt, noch etwas, das Ihm in Seinem Wesen, Seinen Eigenschaften und Seinen Taten gleicht. Daher ist die Kenntnis über irgendeinen Aspekt Seiner Wirklichkeit für die Geschöpfe unmöglich. Schließlich sagt uns Allah, Der über jegliche Mangelhaftigkeit erhaben ist, dass Er ohnegleichen ist:

»Es gibt nichts, das Ihm ähnelt.«[1]

»Sie können Allah (die Wirklichkeit Seines Wesens und Seiner Eigenschaften) nicht mit ihrem Wissen (und Verstand) begreifen.«[2]

»Allah ist fern von ihren (erfundenen und falschen) Beschreibungen und erhaben darüber.«[3]

»Kennst du irgendetwas, das Ihm gleicht oder ähnelt?«[4]

»Es gibt nichts Seinesgleichen.«[5]

Demzufolge kann Allah nur auf folgende Weise für einzig erklärt werden: Allah darf mit nichts verglichen werden; Es muss sich selbst eingestanden werden, dass die eigene Kraft und der Verstand nicht dazu ausreichen, Seine Wirklichkeit zu kennen; Der reine Glaube an Allah darf nicht durch irgendeinen Taschbih, irgendeinen Tamthil oder irgendeinen Takyif ungültig gemacht werden. Auf diese Weise bleibt im Herzen und im Verstand nur noch der reine Tanzih-Glaube.

Wisse, der Tanzih bezüglich Allah wird auf folgende Weise erfüllt: Das Wissen über den Tanzih, Taqdis und Ta’dhim, die bezüglich Allah notwendig sind und darüber, wie diese umgesetzt werden; Das Wissen über die Eigenschaften, welche Vollkommenheit (Kamal), Erhabenheit (Dschalal) und Wert (Ikram) ausdrücken und bezüglich Allah notwendig sind; das Wissen über die Eigenschaften, welche Mangelhaftigkeit (Nuqsan), Verletzung der Vollkommenheit (‘Ayb), späteres Zustandekommen (Huduth) und Ähnlichkeit mit den Geschöpfen (Taschbih) sowie Ähnlichkeit mit den Körpern (Tadschsim) ausdrücken und bezüglich Allah unmöglich sind.

Der Tanzih bezüglich Allah kann nur erfüllt werden, wenn man all dies richtig lernt und ohne jeglichen Zweifel an das glaubt, was dieses Wissen erfordert. Demnach bedeutet Tanzih bzw. Taqdis, dass man Allah in keiner Weise mit den Geschöpfen vergleicht und Ihn von allem fernhält, was für Ihn eine Mangelhaftigkeit bedeuten und Seiner Vollkommenheit widersprechen würde.

Versteht man den Tauhid, welcher diesen Tanzih und Taqdis beinhaltet, auf richtige Weise, glaubt daran im Herzen und führt ihn in der Praxis aus, so wird das Herz von dem Schmutz des Schirk, des Taschbih, des Tadschsim, des Tamthil und des Takyif gereinigt und die Gliedmaßen werden davon befreit, denn dies führt zum vollkommenen Taqdis und absoluten Tanzih. Gleichzeitig führt es zu einem richtigen Verständnis der Qur’an-Verse, die mitteilen, dass es nichts gibt, das Allah ähnelt, Ihm gleicht, Ihm ebenbürtig oder ein Teilhaber Allahs ist.

Ebenso schützt dieses Wissen vor dem Taschbih, Tamthil, Tadschsim sowie allen übrigen falschen Erneuerungen bezüglich Allah, des ٱلْـمَـلِـك Al-Malik, ٱلْـقُـدُّوس Al-Quddus, ٱلسَّلَام As-Salam, ٱلْـمُـؤْمِـن Al-Mu‘min, ٱلْـمُـهَـيْـمِـن Al-Muhaymin, ٱلْـعَـزِيز Al-Aziz, ٱلْـجَـبَّار Al-Dschabbar, ٱلْـمُـتَـكَـبِّـر Al-Mutakabbir, Der über jegliche Mangelhaftigkeit Erhabene. Wer dieses Wissen wahrhaft besitzt, der erlangt mit seinem Verstand, seinem Herzen und seinem Munde die Stufe des Tanzih und drückt mit seiner Körpersprache aus: »Ich bin unfähig dazu, mir die Wirklichkeit Allahs vorzustellen, denn es gibt nichts wie Allah.«

Das Wissen über den Taqdis und Tanzih ist ein solches Wissen, das seinen Besitzer dazu bringt, jegliche Mangelhaftigkeit, die der absoluten Vollkommenheit Allahs widerspricht, abzulehnen. Ohne dieses Wissen wahrhaft zu besitzen, ist es nicht möglich, den Tanzih bezüglich Allah richtig zu erfüllen, denn wer das Wissen über den Taqdis und Tanzih nicht in wahrer Bedeutung besitzt, wird die Existenz von etwas, das nicht mit den Sinnesorganen wahrnehmbar ist, für unmöglich halten, da er sich jegliches Wissen, das er besitzt, mit seinen Sinnesorganen angeeignet hat. Was er also nicht mit seinen Sinnesorganen kennt, dessen Existenz lehnt er ab. Demnach akzeptiert er auch nicht die Existenz von etwas, das anfangslos ist, da er gewohnt ist, dass alles, was er sieht, einen Anfang hat. Um ihn also hinsichtlich der vollkommenen Existenz Allahs in Zweifel zu bringen, flüstert ihm Satan ein: »Das, was du hier siehst, hat Allah erschaffen, wer also erschuf Allah?«

Aufgrund seiner Unwissenheit oder geringen Kenntnis und weil er nur die Existenz dessen akzeptiert, was mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, akzeptiert er zudem nicht die Existenz von etwas, das sich nicht an einem Ort befindet. Zumal er gewohnt ist, dass alles, dessen Existenz er mit seinen Sinnen wahrnimmt, an einem Ort ist.

Auch akzeptiert er nicht etwas, das nicht an die Zeit gebunden ist, denn er ist gewohnt, dass alles, um dessen Existenz er weiß, unbedingt eine Zeit hat; entweder Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Eine von der Zeit unabhängige Existenz ist ihm unbekannt, weshalb er eine solche Existenz ablehnt. In gleicher Weise akzeptiert er auch nicht etwas, das keine Grenzen hat, weil er etwas Grenzenloses nie sah. Kurz gesagt; seine Sinne haben so sehr von ihm Besitz ergriffen, dass er nur das akzeptiert, was er mit diesen wahrnimmt, und alles ablehnt, was er nicht damit wahrnimmt.

Wer das Wissen um den Tanzih liest und es richtig lernt, dessen Auffassungsgabe wird rein und es bleibt keine Unklarheit mehr übrig. Sein Denken bleibt nicht begrenzt auf etwas, das wahrnehmbar und vorstellbar ist. Auf diese Weise verlässt er die beschränkten Grenzen der Sinneswahrnehmung und erreicht das Wissen über den Taqdis, welches die Regeln für den Tanzih festlegt, das wiederum mit dem Wesen Allahs zu tun hat, welches ohnegleichen ist.

Er bleibt folglich weder an die Sinneswahrnehmung gebunden noch an das Vorstellungsvermögen. Insofern lehnt er die Vorstellung ab, Allah sei abhängig von einem Ort, da ihm bewusst ist, dass Allah der Schöpfer aller Orte ist. Zudem umfasst ein Ort den, der sich darin befindet, wo doch Allah es ist, Der alles umfasst. Wiederum grenzt der Ort den ein, der sich darin befindet und bezwingt ihn, wo doch Allah es ist, der alle Dinge bezwingt und eines dieser Dinge ist der Ort, da auch dieser von Ihm erschaffen wurde. Ebenso lehnt diese Person ab, dass Allah an die Zeit gebunden ist, denn wie kann Allah an diese gebunden sein, wo Er doch ihr Erschaffer ist?

Auch lehnt diese Person eine Grenze und ein Maß für Allah ab. Schließlich ist etwas, das eine Grenze hat, unvollkommen, mangelhaft und endlich. Allah, der in jeder Hinsicht vollkommen ist, hat jedoch keinesfalls ein Ende, da dies die Eigenschaft eines begrenzten Geschöpfes ist. Obendrein ist es Allah, Der über jegliche Mangelhaftigkeiten erhaben ist, der allen Dingen Grenzen setzt und ihr Maß bestimmt. Dass etwas eine Grenze und ein Maß besitzt, beweist, dass es erschaffen ist und einen Schöpfer hat, Der es mit Grenzen unterwirft. Dieser Schöpfer hingegen, der von allen Mangelhaftigkeiten fern ist, ist über jegliche Grenzen erhaben, denn etwas, das eine Grenze besitzt, zeigt dadurch, dass es endlich ist. Da die Eigenschaften Allahs grenzenlos sind, ist auch Der, Der mit diesen Eigenschaften beschrieben wird, keinesfalls begrenzt.

Gleichfalls lehnt diese Person ab, dass Allah sich in etwas Erschaffenes niederlässt, denn etwas Grenzenloses lässt sich nicht in etwas Begrenztes nieder. Allah ist darüber erhaben, Sich in etwas niederzulassen, das Er erschaffen hat. Auch ist Er darüber erhaben, dass sich etwas Erschaffenes in Ihm niederlässt, denn etwas Anfangsloses akzeptiert in sich nichts, das einen Anfang hat. Anderenfalls würde es bedeuten, dass ein Ende seiner Existenz möglich ist.

Ebenso lehnt diese Person es ab, dass Allah mit der Schöpfung eins wird, denn etwas Anfangsloses kann keinesfalls mit etwas eins werden, das später entstanden ist; Ein Schöpfer kann nicht mit seiner Schöpfung eins werden.

In gleicher Weise lehnt diese Person es ab, dass Allah sich verändert, zuvor nicht existierte und später entstanden ist sowie Mängel aufweist, denn all das sind Anzeichen für Mangelhaftigkeit. Allah, der Besitzer vollkommener Eigenschaften, ist darüber erhaben, irgendeines davon zu besitzen.

Ebenfalls lehnt diese Person es ab, dass Allah Körperglieder (wie Hände und Füße) oder Teile hat. Sowie, dass Allah ein Teilchen ist oder aus Teilchen besteht, denn ein Teilchen ist abhängig vom Ganzen, das Ganze wiederum wird durch seine Teilchen vervollständigt. Daher widerspricht all das dem, was einzig und unabhängig ist. Der über jegliche Mangelhaftigkeiten erhabene Allah, ٱلْوَاحِد Al-Wahid, ٱلْأَحَد Al-Ahad und ٱلصَّمَد As-Samad, ist davon fern, ein Körper oder das Merkmal eines Körpers zu sein.


[1] Asch-Schura 11

[2] Ta Ha 110

[3] Al-An’am 100

[4] Maryam 65

[5] Al-Ikhlas 4