Der Glaube der Salafi Salihin über Qur’an-Verse und Hadithe, die einen Vergleich mit den Geschöpfen assoziieren

Bezüglich der Qur‘an-Verse und Hadithe, die einen Vergleich mit den Geschöpfen assoziieren, existieren unter den Salafi Salihin drei Ansichten:

1) Der Tafwid

2) Der Tafwid durch allgemeinen Ta’wil

3) Der detaillierte Ta’wil

 

1) Der Tafwid

Dies bedeutet, Allah (swt) über die wörtliche Bedeutung der in Qur‘an-Versen und Hadithen erwähnten Begriffe, welche einen Vergleich mit den Geschöpfen assoziieren, für erhaben zu erklären, keinen Kommentar über ihre Bedeutung abzugeben und sie auch nicht allgemein auszulegen, sondern die Bedeutung Allah (swt) zu überlassen. Dies ist der Glaube der meisten Sahaba und ebenso der Glaube von Imam Ghazali, den er vom Anfang bis zum Ende dieses Buches erklärt.

Sufyan Ibn Uyayna sagte:

»Das Lesen all dessen, womit Allah (swt) sich im Qur‘an beschrieben hat, ist seine Erklärung. Es gibt keine Modalität und keinen Vergleich.«[1]

Imam Tirmidhi sagt in seinem Sunan folgendes:

»Über den Hadith: ›Der Herr, tabaraka wa ta’ala, steigt jede Nacht in den weltlichen Himmel herab.‹, der zu den Überlieferungen über die Eigenschaften Allahs zählt, die einen Vergleich mit den Geschöpfen in den Sinn bringen, sagten die meisten Gelehrten folgendes:

›An diese feststehenden Überlieferungen glaubt man, über ihre Bedeutung denkt man nicht nach und fragt nicht nach dem Wie.‹

Malik, Sufyan Ibn Uyayna und Abdullah Ibn al-Mubarak sagten über solche Hadithe (die einen Vergleich mit den Geschöpfen assoziieren) folgendes:

›Lest diese Hadithe so, wie sie sind, ohne nach dem Wie zu fragen.‹

Die Aussagen von den Gelehrten der Ahlu‘s Sunnah sind genauso.«[2]

Im Tafsir zur Sure Ma‘ida sagte Imam Tirmidhi über den Hadith »Der Yamin des Rahman ist voll und großzügig.«:

»Die Gelehrten haben diesen Hadith überliefert und sagten hierzu:

›Wir glauben an diese Hadithe (die einen Vergleich mit den Geschöpfen assoziieren), so wie sie uns erreicht haben, ohne sie zu erklären und ohne uns etwas falsches vorzustellen.‹

Viele Gelehrte, unter ihnen auch Thawri, Malik Ibn Anas, Ibn Uyayna und Ibn al-Mubarak, sagten dasselbe. Solche Hadithe werden überliefert, es wird an sie geglaubt und nicht nach dem Wie gefragt.«[3]

Imam Bayhaqi sagte:

»Sufyan ath-Thawri, Schu’ba, Hammad Ibn Zayd, Hammad Ibn Salama, Scharik und Abu ‘Awana geben Allah (swt) keine Grenzen, vergleichen Ihn nicht mit den Geschöpfen und versuchen nicht den Hadith anhand von Beispielen zu erklären. Sie überliefern ihn so, wie er ist und fragen niemals nach dem Wie. Wenn sie über (Mutaschabih-)Verse und Hadithe gefragt werden, nennen sie als Antwort lediglich den Qur‘an-Vers oder den Hadith.

Abu Dawud sagte: ›Dies ist die Ansicht, die wir als richtig akzeptieren.‹ Ich sage: Dies ist die Ansicht unserer großen Gelehrten.«[4]

 

2) Der Tafwid durch allgemeinen Ta’wil

Dies bedeutet, Allah (swt) über die wörtliche Bedeutung der in Qur‘an-Versen und Hadithen erwähnten Begriffe, welche einen Vergleich mit den Geschöpfen assoziieren, für erhaben zu erklären, diese Begriffe allgemein auszulegen, indem man sie als Eigenschaften bezeichnet und ihre Bedeutung Allah (swt) überlässt sowie den Wortlaut dieser Begriffe zu lesen, ohne diesen zu kommentieren im Glauben daran, dass sie eine Allah (swt) gebührende Bedeutung haben.

Dies ist beispielsweise die Ansicht von Imam Abu Hanifa, der sagte:

»Wadschh, Yad und Nafs, die der erhabene Allah im Qur‘an mitteilt, sind Seine Eigenschaften, für die es keine Kayfiyyah (Modalität) gibt.«[5]

 

3) Der detaillierte Ta’wil

Dies bedeutet, Allah (swt) über die wörtliche Bedeutung der in Qur‘an-Versen und Hadithen erwähnten Begriffe, welche einen Vergleich mit den Geschöpfen assoziieren, für erhaben zu erklären und den Begriffen entsprechend der arabischen Sprache eine Allah (swt) gebührende Bedeutung zu geben.

Die Gelehrten haben gesehen, dass die Herzen einiger Menschen keine Ruhe finden, wenn sie diese Begriffe nur kommentarlos lesen und die Bedeutung Allah (swt) überlassen. Daher benutzten die Gelehrten diese Methode, um die Menschen davor zu schützen, Allah (swt) mit den Geschöpfen zu vergleichen oder falsche Auslegungen zu machen. Sie sagten jedoch niemals über ihre Auslegungen, dass diese eindeutig die Bedeutung dieser Begriffe sind.

Imam Tabari führt in seinem Tafsir folgende Überlieferung an:

»Ibn Abbas wurde über den Begriff ›bi ayd (mit Händen) im Vers Dhariyat 47: ›Wir haben den Himmel mit unserer Ayd auf schöne Weise erbaut und gewiss Wir dehnen ihn aus.‹ gefragt, er antwortete: ›Es bedeutet: ›bi Quwwah (mit Macht).‹ Dasselbe sagten auch Mudschahid, Qatada und Sufyan.«[6]

Imam Bayhaqi sagte:

»Mudschahid sagte über die Ayah Baqara 115 ›Der Osten und der Westen gehören Allah. Wohin ihr euch auch wenden möget, dort ist Allahs Wadschh (Gesicht).‹ Dort ist Allahs Wadschh bedeutet, dort ist die Gebetsrichtung. Demnach bedeutet diese Ayah, ob im Osten oder Westen, wo ihr auch seid, wendet euch nur dem Wadschh Allahs, sprich Seiner Gebetsrichtung, der Kaaba hin, wenn ihr das Gebet verrichten wollt.«[7]

Ob die Bedeutung dieser Begriffe kommentarlos Allah (swt) überlassen wird oder ob diese als Eigenschaften bezeichnet werden, deren Bedeutung man Allah (swt) überlässt, oder ob sie entsprechend der arabischen Sprache Allah (swt) gebührend ausgelegt werden, all diese drei Vorgehensweisen bezüglich der Mutaschabih-Begriffe sind der Weg der Salafi Salihin und der Ahlu‘s Sunnah wa’l Dschama‘a.

Diese Begriffe jedoch wörtlich zu nehmen und somit Allah mit den Geschöpfen zu vergleichen, ist der Weg der Haschawiyya, der Muschabbiha und der Mudschassima.

Wir erklären Allah (swt) für erhaben darüber, auch nur im Geringsten den Geschöpfen zu ähneln, und bitten Ihn darum, uns auf diesem Tanzih-Glauben sterben zu lassen.

Schaikh Prof. Dr. Diyauddin al-Qudsi


[1] Al-Lalakai, Scharh Usuli’l ’Itiqad Ahli’s Sunnah wa’l Dschama’a Band 3, S. 90; Ibn Qudama, Zammu’t Ta’wil S. 349; In Fathu’l Bari Band 24, S. 329 wurde etwas ähnliches überliefert. Ibn Hadschar al-’Asqalani sagte: »Bayhaqi überlieferte mit sahih Sanad«.

[2] Sunan Tirmidhi, S. 598. Sanad dieser Überlieferung ist sahih.

[3] Sunan Tirmidhi, Tafsiru’l Qur’an, Hadith-Nr. 3045. Hadith ist hasan-sahih. Zitiert in Fathu’l-Bari Band 24, S. 329

[4] Al-Asma’u wa’s Sifat, Band 2, S. 334

[5] Siehe Al-Fiqhu’l Akbar

[6] Tafsir at-Tabari

[7] Al-Asma’u wa’s Sifat, Hadith-Nr. 670