Der Mu’min zittert im Herzen, wenn Qur’an-Verse rezitiert werden

Allah (swt) sagt: 

»Wisset, die wahren Mu’minun sind jene, deren Herzen (aus Furcht und Respekt) zittern, wenn der Name Allahs erwähnt wird (und so ihre Herzen und ihr Körper sich dem Gehorsam zu Allah hinwenden), und deren Iman steigt, wenn ihnen die Qur’an-Verse Allahs verlesen werden (weil sie darüber nachdenken), und die (stets) auf ihren Herrn vertrauen.«[1]

»Gewiss sind es nur diejenigen, die an Unsere Verse glauben (die Unserem Gesandten herabgesandt wurden), die sich sofort niederwerfen, wenn sie an Unsere Verse erinnert werden, ihren Herrn aufgrund Seiner vollkommenen Eigenschaften loben, Ihm danken, Ihn verherrlichen, Ihn über alles lieben und Ihn über jegliche mangelhaften Eigenschaften, den Vergleich mit den Geschöpfen und alles, was Ihm nicht gebührt, für erhaben erklären und (was die Anbetung Allahs angeht oder die Unterwerfung zu Seinen Befehlen in allen Bereichen seines Lebens) niemals hochmütig werden.«[2]

Der Iman hat seinen Platz unbedingt im Herzen eines Menschen. Es ist insofern möglich, dass ein Mensch nach außen hin wie ein Muslim erscheinen mag, sein Herz jedoch das eines Heuchlers ist, der in der tiefsten Stelle der Hölle seinen Platz einnehmen wird. 

Allah (swt) sagt: 

»Gewiss, die Heuchler (die den Kufr in ihren Herzen verheimlichen und sich nach außen als Muslime ausgeben) werden sich auf dem untersten Grund der Hölle befinden.«[3]

Es ist der starke Glaube eines Muslim, der das Herz beben lässt, wenn Allah (swt) erwähnt wird. Anders als das Verständnis der falschen Anhänger des Tasawwuf jedoch, beinhaltet dieses Gefühl in keiner Weise ekstatische Gefühlsausbrüche oder gar lautes Geschrei. Denn ein solch ungehobeltes und undiszipliniertes Verhalten gehört nicht zu den Eigenschaften eines Muslim. 

Ein Mu’min nimmt die Erinnerung an die Strafe, die Belohnung und die Befehle Allahs (swt) bewusst wahr und schweigt in Ehrfurcht, um sich sodann von seinen Sünden abzukehren und sich den Salih-Taten zuzuwenden. Die oberste Priorität eines Mu’min ist es, die Taten nur für Allah (swt) auszuführen. Daher versucht er unverzüglich die Sünden zu verlassen, zu denen er sich vom Schaytan hat verführen lassen, sobald er sich an diese Qur’an-Verse erinnert oder an sie erinnert wird. Denn ein Mu’min begeht eine Sünde niemals bewusst und aus Trotz. Er beharrt nicht auf seinem Fehlverhalten, sondern bemüht sich darum, davon los zukommen und seinen Iman zu stärken. Die Stärkung des Iman erfordert sowohl die sofortige Hingabe zu den Qur’an-Versen, an die man erinnert wird, als auch das bewusste Handeln nach den darin enthaltenen Befehlen. 

Je nachdem, wie man sich verhält, kann der Iman an Stärke gewinnen oder verlieren. So gewinnt er an Stärke und nimmt zu, wenn Salih Taten ausgeführt werden und er verliert an Stärke und nimmt ab, wenn Sünden begangen werden. Jedoch wird ein Muslim aufgrund eines schwachen Iman nicht zum Kafir, solange er keinen Kufr begeht. 

Muadh Ibn Dschabal (ra) sagte einst zu seinem muslimischen Freund: 

»Komm, lass uns eine Stunde an Allah glauben.« Sie setzten sich hin und begannen, Allah zu gedenken und Ihn zu verherrlichen.[4]

Bei jedem Dhikr steigt der Iman eines Mu’min. Der beste und stärkste Dhikr ist das bewusste Aufsagen der Schahadah »La ilaha illallah«, ihre Bestätigung von ganzem Herzen und das Ausrichten des eigenen Lebens nach ihr. Wer diesen Dhikr ausführt und keine Handlungen begeht, die diesen annulliert, wird mit Sicherheit ins Paradies eintreten. Fehlt einem Menschen hingegen das Wissen über die Bedeutung dieses Dhikr oder annulliert er diese Aussage durch Kufr und Schirk, so wird ihm auch das Tausendfache Aufsagen der Schahadah keinen Nutzen bringen. Sein Weg wird ihn zweifelsfrei ins Höllenfeuer führen. 


[1]     Al-Anfal: 2

[2]     As-Sadschdah: 15

[3]     An-Nisa: 145

[4]     Buchari / Ibn Hadschar, Fathu‘l Bari, Band 1, S. 63 / Ahmad Ibn Hanbal / 

       Abu Bakr Ibn Abi Schayba, Sanad ist Sahih.