Der Mu’min fühlt sich auf der Welt wie im Gefängnis

Der Gesandte Allahs (saws) sagte: 

»Das Diesseits ist für den Mu’min ein Gefängnis, für den Kafir ein Paradies.«[1]

Wer sich auf dieser Welt nicht wie im Gefängnis fühlt, ist kein Mu’min. Ein Gefängnis ist ein Ort, an dem etwas durch eine bestimmte Grenze festgehalten wird. So hat Allah (swt) auch für den Mu’min Grenzen gesetzt: 

1. Das Herz

Der Mu’min trägt im Herzen nur die Liebe zu Allah (swt) und sucht stets Sein Wohlgefallen. Der Mu’min hält auf diese Weise sein Herz fest in den Grenzen Allahs (swt). Der Kafir jedoch unterscheidet sich hierin erheblich. Er liebt die Menschen, die Allah nicht liebt, und strebt nach ihrer Zufriedenheit. So hält er sein Herz innerhalb der Grenzen fest, die von Menschen festgelegt wurden. Das, was die Menschen ihm anbieten, nimmt er sofort an, ohne die Vereinbarkeit mit dem Islam zu prüfen. Ohne Scham begeht er sorglos Sünden und lebt sein Leben in vollkommener Gleichgültigkeit gegenüber den Grenzen Allahs (swt). 

2. Die Zunge: 

Die Zunge eines Mu’min gibt nur das wieder, was Allah (swt) von ihm will. Deshalb ist die Zunge eines Mu‘min innerhalb der Grenzen Allahs (swt) gefangen und äußert nur Dinge, die nur für Allah (swt) sind. Der Kafir hingegen benutzt seine Zunge, um das Diesseits zu erhalten, die Zufriedenheit der Menschen zu gewinnen und sich Allah (swt) zu widersetzen. Auf diese Weise lebt er ein für sich schönes Leben. 

3. Die Gliedmaßen: 

Alle Gliedmaßen eines Mu’min machen nur das, was Allah (swt) von ihnen will, denn auch diese sind innerhalb der Grenzen Allahs (swt) gefangen. Der Kafir jedoch ordnet sein Leben nicht innerhalb der Grenzen Allahs (swt) und hindert insofern seine Gliedmaßen nicht daran, Verbote zu begehen. Er führt sein Leben entsprechend seiner Gelüste und Begierden und glaubt, auf diese Weise ein angenehmes und schönes Leben führen zu können. Dabei verkennt er, dass sein Leben voller Schmutz und Widerwärtigkeiten ist und diesem zeitlich begrenzten Aufenthalt ein unendliches Leben im Jenseits folgt. 

Die Kuffar beschäftigen sich nicht mit dem Jenseits und werden aufgrund ihres bequemen Lebens und ihrer Missachtung der Grenzen Allahs (swt) mit Sicherheit in der Hölle enden. Der Mu’min hingegen denkt stets über das Jenseits nach. Er weiß, dass er die Glückseligkeit im Jenseits niemals erreichen kann, wenn er sich nicht innerhalb der Grenzen Allahs (swt) gefangen hält. 

Al-Manawi zitierte folgende Überlieferung: 

»Eines Tages kam Hafidh Ibn Hadschar, als er oberster Richter wurde, in einem sehr prachtvollen und imposanten Gefährt in die Stadt. Ein Jude, der heißes Öl verkaufte, rannte zu ihm. Seine Kleidung war mit Öl befleckt, schmutzig und hässlich. Er packte das Maultier und sagte: 

›O Schaikhu’l-Islam! Sagte euer Prophet nicht: 

›Die Welt ist für den Mu’min ein Gefängnis und für den Kafir ein Paradies.‹ 

Sag mir, in welchem Gefängnis steckst du und in welchem ich?‹ 

Ibn Hadschar antwortete ihm: 

›Im Vergleich zu dem, was Allah für mich im Jenseits vorbereitet hat, bin ich jetzt im Gefängnis. Und im Vergleich zu der Strafe, die Allah für dich im Jenseits vorbereitet hat, bist du jetzt im Paradies.‹ Daraufhin nahm der Jude den Islam an.«[2]


[1]     Überliefert von Abu Hurayrah (ra) / Muslim / Tirmidhi / Ibn Hibban / Ibn Madschah / Ahmad

[2]     Fathu‘l Qadir, Band: 2, S. 546